Blende und Tiefenschärfe - Theorie und Praxis ;-)

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Tanz(fleder)maus
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Blende und Tiefenschärfe - Theorie und Praxis ;-)

Beitrag von Tanz(fleder)maus » Donnerstag 23. Februar 2012, 00:39

Hallo,
damit es im "Buch"-Thread nicht zu sehr in Richtung Blenden-Diskussion geht, habe ich mal ein eigenens Thema eröffnet.
Auslöser meiner Frage war die (gute!) Erklärung von Cristina zur Blende, dass eine hohe Blendenzahl auch eine hohe
Tiefenschärfe erzeugt, was ja auch theoretisch so korrekt ist. Ich habe jedoch andere Beobachtungen gemacht,
die ich mir nicht erklären kann - vielleicht kann es ja jemand von Euch...

Ich habe an der TZ 10 und FZ 150 beobachtet, dass ich einen unscharfen Hintergrund (wenig Tiefenschärfe) am besten erhalte,
wenn ich aus ca. 1m Entfernung im Makromodus bis zum Anschlag zoome, wenn das Motiv im Fokus liegt. Dann wird das Umfeld
wunderbar weich und das Motiv sehr detailreich. Aber eigentlich dürfte das ja gar nicht gehen, weil in der starken Telestellung
ja nur eine Blende von 5,6 bis 8 möglich ist (bei der FZ 150, die Werte der TZ 10 müsste ich erst nochmal nachschauen).
Aber dann müsste doch eigentlich, wenn keine kleine Blendenzahl wie 2,8 möglich ist, mehr Tiefenschärfe erreicht werden...
Wenn ich hingegen ohne zu zoomen im Makro-Modus nahe ans Motiv gehe, ist der Hintergrund trotz Blende 2,8 viel schärfer.
Gerade aus dem Grund mache ich meine Nahaufnahmen inzwischen gern aus der Entfernung heraus - auch wenn's komisch klingt.
Jetzt hab ich aber lauter Fragezeichen über mir, warum ich da andere Ergebnisse erziele als in der Theorie :?: :?: :?:

Ich such gleich mal nach einem Bild, das gut zeigt, was ich beobachtet habe.
Dateianhänge
protagonist.jpg
TZ 10, mein erstes Bild dieser Art
protagonist.jpg (314.67 KiB) 3652 mal betrachtet
moos-im-abendlicht.jpg
FZ 150, aus ca. 1m Entfernung aufgenommen (ohne Stativ)
moos-im-abendlicht.jpg (302.45 KiB) 3652 mal betrachtet
TZ 10, FZ 200, FZ 1000
Achromate Raynox DCR150 + 250
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diggi0311
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Re: Blende und Tiefenschärfe - Theorie und Praxis ;-)

Beitrag von diggi0311 » Donnerstag 23. Februar 2012, 02:17

Das liegt daran, dass neben der Blende, auch die Brennweite und die Entfernung zum Motiv entscheidend für die Tiefenschärfe sind.

Faustregel: Je größer die Blendenöffnung, je größer die Brennweite und je geringer der Abstand zum Motiv, desto geringer die Tiefenschärfe.

Die Kombination , die du gewählt hast (ausgezoomt, kleinstmöglicher Abstand und größtmögliche Blendenöffnung), ist also ideal um mit der FZ150 eine Freistellung zu erzielen.
Gruß

Dirk

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consulting
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Re: Blende und Tiefenschärfe - Theorie und Praxis ;-)

Beitrag von consulting » Donnerstag 23. Februar 2012, 03:03

Man kann das noch etwas besser erreichen, wenn man einen kleinen
ISO-Wert erzwingt.
Je kleiner der ISO-Wert, desto mehr muss die Blende geöffnet werden,
um noch eine ausreichende Belichtung zu erhalten. Dabei nimmt die
"Schärfentiefe" ab.

_____________________________________________________
In meinem Online-Brockhaus wird ausgeführt:
Schärfentiefe
(veraltet Tiefenschärfe), Optik: die Tiefe des Raumes vor und hinter der
Gegenstandsebene, die durch ein optisches Gerät noch genügend scharf
abgebildet wird. Exakt scharf erscheint nur der genau in der Einstellebene
des Objektivs liegende Gegenstandspunkt, alle anderen Punkte werden
mehr oder weniger unscharf abgebildet, das heißt, sie erzeugen in der
Bildebene Zerstreuungskreise. Je kleiner diese sind, desto schärfer erscheint
die Abbildung (bei fotografischen Aufnahmen durch die Korngröße des
Filmmaterials begrenzt). Fügt man in den Strahlengang eine Blende zur
Verengung des Lichtbündels ein, erhält man kleinere Zerstreuungskreise
und damit einen größeren Schärfentiefebereich; die Verringerung der
Brennweite führt ebenfalls zu einem größeren Schärfentiefebereich.

© Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG
achte nicht auf die tage deines lebens, sondern auf das leben in deinen tagen
CAM: u.a. DMC-FZ150 - SONY DSC-HX10V - PCs: i7, i5 (QuickSync) - Soft: MGX VDL-17/-MX / VPX, PD10U, LoiLo2 etc.

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Tanz(fleder)maus
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Re: Blende und Tiefenschärfe - Theorie und Praxis ;-)

Beitrag von Tanz(fleder)maus » Donnerstag 23. Februar 2012, 12:15

diggi0311 hat geschrieben: Die Kombination , die du gewählt hast (ausgezoomt, kleinstmöglicher Abstand und größtmögliche Blendenöffnung), ist also ideal um mit der FZ150 eine Freistellung zu erzielen.
Ach so, das ist natürlich interessant - sozusagen bin ich zufällig auf den richtigen Weg gekommen :lol:
Vielen Dank für die Erläuterungen :)
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Achromate Raynox DCR150 + 250
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Lithographin

Re: Blende und Tiefenschärfe - Theorie und Praxis ;-)

Beitrag von Lithographin » Donnerstag 23. Februar 2012, 12:32

Hallo Tanz(fleder)maus !

Das war der richtige Gedankengang von Dir.
Nicht umsonst sind die alten analogen Portraitobjektive eigentlich alle leichte Tele gewesen.
So um die 90 - 135 mm die ich jetzt so im Kopf habe.
Je mehr Tele, je geringer der Abstand, desto weniger Tiefenschärfe.

Nur so als Idee.
Mach mal eine "Portraitserie" mit einem Stofftier und verändere bei Tele die Blende von ganz offen bis ganz klein.
Und dann schau Dir mal den jeweils veränderten Tiefenschärfebereich an. ;)

Gruß, Cristina

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ehenkes
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Re: Blende und Tiefenschärfe - Theorie und Praxis ;-)

Beitrag von ehenkes » Donnerstag 23. Februar 2012, 20:20

Es gibt doch diese wunderbaren Schärfentieferechner: http://www.henkessoft.de/GH2/Panasonic_ ... ocId753427
Canon 5D Mark III; Olympus OM-D; EF- (L, IS, USM), mFT-, M42-Objektive;
Canon Speedlite 600EX-RT; Metz 58 AF-2, Dörr DCF 50 Wi; Raynox 150,250,202

Lithographin

Re: Blende und Tiefenschärfe - Theorie und Praxis ;-)

Beitrag von Lithographin » Donnerstag 23. Februar 2012, 21:56

Hallo ehenkes !

Hut ab vor Deinen Informationen die Du da auf Deiner Webseite zusammengetragen hast.
Ganz toll.

Ich wollte es halt eher von der praktischen Seite her angehen, da ich selber so "gestrickt"bin.
Mir kann man hundert eidesstattliche Erklärungen und 200 Gutachten mit nochmal so vielen Stempeln vorlegen.

Ich glaube nur was ich sehe.
Aber wenn ich es sehe, dann kann ich mir die Werte, Zahlen und Listen auch wieder übersetzen.
So nach und nach.

Ich gehe das immer zuerst mit dem Sehen an bei der Fotografie, dann kommt alles andere. :lol:

Schönen Abend noch, Cristina

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Re: Blende und Tiefenschärfe - Theorie und Praxis ;-)

Beitrag von ehenkes » Freitag 24. Februar 2012, 22:11

Ich gehe das immer zuerst mit dem Sehen an bei der Fotografie, dann kommt alles andere.
Ja, klasse! Ich lese deine Beiträge mit Vorliebe, da Du wirklich eigenständig argumentierst und mit Leidenschaft dabei bist. :)
Canon 5D Mark III; Olympus OM-D; EF- (L, IS, USM), mFT-, M42-Objektive;
Canon Speedlite 600EX-RT; Metz 58 AF-2, Dörr DCF 50 Wi; Raynox 150,250,202

Lithographin

Re: Blende und Tiefenschärfe - Theorie und Praxis ;-)

Beitrag von Lithographin » Freitag 24. Februar 2012, 23:03

ehenkes hat geschrieben:
Ich gehe das immer zuerst mit dem Sehen an bei der Fotografie, dann kommt alles andere.
Ja, klasse! Ich lese deine Beiträge mit Vorliebe, da Du wirklich eigenständig argumentierst und mit Leidenschaft dabei bist. :)
Freut mich wenn Du das so positiv siehst.
Ja, ich habe da manchmal etwas eigene Vorstellungen und Fotografie ohne Emotion geht bei mir mal gar nicht. :lol:

Schönen Abend und Wochenende, Cristina

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Re: Blende und Tiefenschärfe - Theorie und Praxis ;-)

Beitrag von ehenkes » Freitag 24. Februar 2012, 23:40

@Tanz(fleder)maus: Sehr schöne Motive!
Canon 5D Mark III; Olympus OM-D; EF- (L, IS, USM), mFT-, M42-Objektive;
Canon Speedlite 600EX-RT; Metz 58 AF-2, Dörr DCF 50 Wi; Raynox 150,250,202

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