valokuva hat geschrieben:Eine schwierige Diskussion am Samstagmittag!
Wir sind ja nicht auf einer Kaffeefahrt. Also daher...

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Also, speziell über dieses Bild würde ich sagen:
1) Es wirkt definitiv künstlich.
2) Den letzten Satz aus dem Interview würde ich unterstreichen: das Bild hätte wahrscheinlich auch ohne Bearbeitung gewonnen.
Die Frage ist, wie man "unbearbeitet" überhaupt definieren soll. Kann nicht sogar eine starke Über- oder Unbelichtung schon eine Art Bearbeitung sein? Auf jeden Fall kommt dabei ein Bild heraus, das der Realität nicht mehr entspricht.
Ein Foto entsteht für mich dann, wenn ich STRG + SHIFT + E bei LR drücke. Dann ist für mich der Prozess zu Ende, der mit dem Anvisieren eines Motives begonnen hat. Und alles zwischendrin ist der Versuch, gesehenes zu konservieren. Oder Zeit einzufrieren. Das Sehen ein höchst subjektiver Vorgang ist, ist mir klar. Und doch schätze ich auch die Neutralität eines Fotoapparates. Gerade Aufnahmen eines Sonnenuntergangs sind da doch oft erfreulich nüchtern.
Bei Bildreportagen sollte ja eine gewisse Neutralität gewahrt sein. Da find ich das Korrigieren technischer Aspekte (Belichtung, Schärfe, Rauschen, ausgefressene Lichter und abgesoffene Schatten) vollkommen akzeptabel - das war schon zu analogen Zeiten Teil des Fotographierens.
Nun aber mein Aber.
Heute müssen Fotographien sich ganz anders behaupten. Denn dank des digitalen Kosmos und der ungebremsten Kapazität an Speicher und Veröffentlichungsplattformen kommt bei Fotos immer mehr das effekthaschende, augenmagnet-artige und leider auch grelle zum Tragen. Wie Geschmacksverstärker im Essen.
Danach aber gehts ins Nirvana, ich denke, 99,99% aller im Web gesehenen Bilder haben eine geringe "Keep in mind" Verweildauer. Sie sind dann wieder Bits und Bytes auf Festplatte und werden ggf. mal vom Fotographen betrachtet oder gehen im Worst Case mit einem Festplattencrash flöten. Wie in der Zukunft die Daten betrachtet werden (können) ist noch ein anderes Thema. Sicherlich seltenst noch in Fotoalben mit Pergamentpapier.
Ich finde, daß gerade Fotos mit einem gewissen "Authentizitätsfaktor" und Träger von Auszeichnungen ziemlich vorsichtig mit "Geschmacksverstärkern" á HDR und Co sein sollten. Das bedeutet meineserachtens, auch technische Unzulänglichkeiten zu akzeptieren - wir kennen alle das schreckliche Bild des Mädchens aus Vietnam nach dem Napalmangriff, dies entspricht unsren heutigen Qualitätsansprüchen auch in mancher Hinsicht nicht mehr, aber es hat auch und gerade durch die Unzulänglichkeiten einen gewissen Authentitätsfaktor.
Kann sein, das ich mich irre und der Authentizitätsfaktor heute eine leicht LSD-Trip nahe Darstellung von Farben und Lichtern ist, aber ich glaube das eher mal nicht. Oder ich hoffe es zumindest.
Im Falle des Bildes aus Syrien ist für mich die Überarbeitung einfach mißlungen. Der Schrecken dieses irrsinnigen Bürgerkrieges wäre - wenn man es bearbeiten möchte - eher noch in SW zum Ausdruck gekommen als in dieser imho zu bunten Version. Und diesem Bild wird sicherlich vorallem der Ruch des Manipulierten anhaften. Ob das wirklich die Intention des Fotographen war, bezweifel ich einfach mal.
so weit
Maico