Heute durfte ich für mich einen persönlich ganz besonderen Fotomoment erleben. Schon immer habe ich mir gerne die typischen Fotos aus der Krisen- und Kriegsberichterstattung angesehen. Nicht die Propaganda Bilder der G.I. oder anderer Truppen oder diese wo plakativ das Leiden der Menschen dargestellt wurde sondern die Momentaufnahmen der Menschen die trotz dieser Krise, dem Krieg oder einfach nur unter der Armut einen Moment der Freude erlebten und der Fotograf zur richtigen Zeit auf den Auslöser gedrückt hat. Bilder mit Gegensätzen zB spielende Kinder in einem Trümmerhaufen.
Seit einer Woche unterstütze ich mit meinem Team eine Flüchtlingsnotunterkunft. Wir helfen bei der Essensausgabe und betrieben eine Kleiderkammer.
Zu Beginn war ich sehr aufgeregt, war ich mir doch nicht sicher wie es in so einem Camp zugeht wo auf Grund der verschiedenen Herkunftsländer doch Welten aufeinander prallen. Wie würden sie sich uns gegenüber als Uniformträger verhalten? Sprich ich war total aufgeregt und gespannt wie ein Flitzebogen.
Nach dem ersten Tag war klar man hat sich natürlich im Vorhinein viel zu verrückt gemacht. Ebenso ist nur Essensausgabe und ein bisschen Kleiderkammer betreiben ein Bruchteil von dem was wir machen. Denn eigentlich sind wir Animateure für die Kids.
Auf dem Gelände gibt es ein "Spielzimmer" welches Mo-Fr für eine Stunde geöffnet ist und in dem sich Studenten und/oder Ehrenamtliche Mütter mit den Kindern beschäftigen. Doch leider ist dieses eben nur Mo-Fr sowie immer nur 1h am Tag geöffnet. Also bekommt Kind schnell Langeweile. Mama Papa kennt es schon, der Sicherheitsdienst guckt immer Grimmig also gehen wir zu den Soldaten, die lächeln immer so nett.
Wir waren somit eigentlich immer von 1-5 Kindern umringt und machten Schabernack. Bis Gestern konnten wir auf Grund des schlechten Wetters leider nur mit ihnen malen und ein wenig "Deutschunterricht" geben. Doch heute war es trocken bzw. es hat mal nicht geregnet, nur der Boden war schlammig und voller Pfützen. Aber egal Mario aus meinem Team wollte Fussball spielen. Also schnell einen Fussball raus geholt und mit den Kids gekickt. Es dauerte nicht lange und gefühlt alle Kinder aus dem Camp spielten mit. Von 4 Jahren bis 10 war alles vertreten und das Ziel war klar, die Dullis in Uniform durften den Ball nicht bekommen.
Ich glaube ich habe lange nicht mehr so viele Lachende und Stahlende Kinder auf einem Haufen gesehen. Kein "das ist mein Ball geh weg!" kein "Du bist doof du darfst nicht mitspielen". Das war schon toll anzusehen. Später habe ich dann meine Kamera geholt und das ganze Fotografiert. Mansche Kids waren sich dann nicht sicher, spiele ich Fussball oder pose ich für die Kamera.
Mansche Kinder wusste garnicht was ich da hatte, sie hatten eine Kamera wohl noch nie gesehen. Bei diesen habe ich dann immer den Display ausgeklappt um zu zeigen was ich da mache. Dies gab immer einen großen Aha-Effekt.
Ich sag euch dieser Moment in einer Umgebung die wir eigentlich nur aus diesen Oben beschriebenen Fotos und aus dem Fernsehen kennen. Trister grauer Himmel, eine Mondlandschaft von matschigen ausgetrampelten Wegen, große Zelte wo diese Kinder mit ihren Familien drin leben und dazwischen eine Horde lachender Kinder mit einem Fussball die durch ihre Freude das triste unschöne einfach überstrahlten, dieser Moment war einfach unbeschreiblich und eigentlich auf Fotos nicht fest zu halten.
Ich freu mich jetzt schon darauf wenn morgen um fünf der Wecker klingelt und ich mich auf den Weg mache ins Camp um mir wieder von einer Horde Kinder die ich kein bisschen verstehe und die mich kein bisschen verstehen ein Lächeln auf die Lippen Zaubern zu lassen.
Liebe Grüße Jonas
