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RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 12:07
von emeise
Hallo Freunde.

Durch das Forum hier habe ich lernen dürfen, dass es ganz sinnvoll ist,
die Historamm Anzeige einzusetzen und möglichst nach rechts zu verschieben. Siehe -

http://www.fototv.de/expose_to_the_right

Bestätigt wurde das auch in TOM! STRIEWISCH - Digitalfotografie für Fortgeschrittene;
aber auch in David duChemin's - Mit Lightroom Entwickeln.
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So weit, so gut.

Beim Betrachten einer Fotografie Lern DVD von Pavel Kaplun wurde mir
allerdings das Gegenteil empfohlen. Lieber sogar etwas unterbelichten.

Nun ist Pavel Kaplun einer der Fachleute, die ich in fachlicher Hinsicht
bewundere und von denen ich viel lernen kann. Sehr viel !

Ich habe also eine E-mail geschickt und auch schon eine Antwort
bekommen ( meinen Dank und meine Hochachtung an dieser Stelle ! )

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Meine Mail " ......

Sehr geehrter Herr Kaplun,

ich bin begeisterter Lernender ihrer Tutorials. In ihrer jüngsten DVD ‚Digital Fotografieren‘ ,
erwähnen Sie mehrmals, dass es empfehlenswert sei, etwas dunkler zu belichten,
weil eine spätere Bildkorrektur besser zu machen sei.

Leider kommt bei mir jetzt starker Zweifel auf, weil ich bisher genau das Gegenteil gelernt habe.

Das Histogramm soweit nach recht wie möglich, ohne das es ‚clipping‘
gibt und die Lichter ausfressen, hieß es bisher.

Grund: Im rechten Teil der Tonwerte liegt die meiste Information ( Bittiefe ),
anders als auf der linken Seite, wo die Tiefen dargestellt sind.

Verzeihen Sie mir bitte die Belästigung.

Bitte helfen Sie mir ! Wo liegt denn mein Denkfehler ?

Mit freundlichen Grüßen, Dieter xxxxx ..... "
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Mail Antwort : ".....

Hallo Herr xxxxx,

Danke für Ihre Mail! Ich habe es aus Erfahrung rausgekriegt, dass etwas unterbelichtete Bilder ( speziell RAW )
eher zu retten sind als überbelichtete.

Denn wenn es überbelichtete Bereiche gibt, haben diese keine Farbinformationen mehr,
es ist dann nur ein weißer Fleck. Auch mit dem Befehl Wiederherstellen lässt sich nicht viel machen. Daher meine Empfehlung.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage beantworten. Ich Wünsche Ihnen viel Erfolg und immer Gut Licht!

Wenn Sie Interesse haben, poste ich jede Woche ein kostenloses Video auf
meiner Homepage ( unser Videochannel, erreichbar über die Startseite http://www.kaplun.de ),
dort gibt es immer neue Tipps zur Fotografie und Bildbearbeitung.

Viele Grüße
Pavel Kaplun

..... "

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Und jetzt - lieber etwas Über- oder doch etwas Unterbelichten ?

Hier ist mal eure Erfahrung zu diesem Thema gefragt ( nicht die Meinung ! )

Re: RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 12:09
von mikesch0815
Ich arbeite lieber mit einer leichten Unterbelichtung, da ich tatsächlich mehr aus den RAWs herausholen kann als aus überbelichteten.

so weit
Maico

Re: RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 12:35
von Digicat
Servus

Möchte mich Maico anschliessen ...

Lieber eine Spur nach links zu belichten ... also unterbelichten

Liebe Grüsse
Helmut

Re: RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 12:41
von Lithographin
Hallo Dieter !

Im Regelfall, also bei ausgewogener Beleuchtung würde ich sagen eher in "Richtung" helle Töne, aber nicht ausreißen lassen.

Meine Erfahrungen und Umgang mit dem Histogramm.
Bei der FZ 100 konnte ich das Histogramm an den rechten Rand anlehnen und hatte bei Lightroom noch immer etwas Luft.
Bei der G3 muß ich einen kleinen Raum lassen zum Rand um nicht überzubelichten.

Ich trachte tendenziell danach meine Bilder heller zu belichten, aber nicht zu überbelichten.
Erfahrungsgemäß tue ich mich bei der Handhabung leichter mit den Tiefen zu arbeiten, aber auch genug Lichter zu haben.
Da halte ich mich auch an die Aussage das die helleren Bereiche deutlich mehr Information haben als die Dunklen.
Inwieweit das nun technisch nachvollziehbar ist entzieht sich meiner Kenntnis.

Ich habe da einfach ein paar Testaufnahmen gemacht wo da die Grenzen sind.
Jetzt kann ich "mein" Histogramm im Sucher entsprechend "positionieren" weil ich auch weiß wie Lightroom mit meinen RAW umgeht, respektive diese interpretiert.
Soll heißen ich weiß bei der Aufnahme wie es bei der Bearbeitung weitergeht.

Man sollte das Ganze aber auf gar keinen Fall dogmatisch sehen. :!:
Selber probieren, vom Stativ eine Reihe nach rechts, eine nach links von 0 ausgehend.
Auf Deinem Rechner und Monitor das homogenste Ergebnis raussuchen und das mal als Richtschnur nehmen.

Gruß, Cristina

Re: RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 14:03
von joiandi
Kommt drauf an was du vor hast. DIe Expose to the right ist meines Erachtens die Regel für ein optimales Bild, in dem nicht mehr rumgefummelt wird.
Das aber in den Schatten typischerweise mehr Details sitzen, und dementsprechend eher unterbelichtet werden sollte, sofern man sich nochmal gerne des Bildes annimmt ist an sich auch eine unbestrittene Tatsache.

Ich nutze das Histogramm an sich gar nicht. Dank elektronischer Sucher kriege ich einen viel besseren Eindruck, wie das Bild den wird. Zudem will ich es oft gar nicht so haben, wie es denn laut Histogramm optimal wäre.


Um es auf den Punkt zu bringen: Sofern die Sonne scheint(Oder insgesamt die Kontraste was schwerer werden) belichte ich, egal welche Kamera ich nun dabei habe, um 0,3 "zu wenig":) (Und egal ob Raw oder Jpeg nun auf der Platte bleiben)

PS. Wenn schon Raw, dann kann man sich auch mal überlegen, den kompletten Bildprozess aufeinander abzustimmen.

Re: RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 14:10
von emeise
Hier könnte der angebliche Widerspruch erklärt sein :

http://www.fotowerkstattmuenchen.de/art ... ogramm.pdf

Da heisst es u.a.
.......

Die Regel “Belichte nach Rechts”

Bis hier haben wir gelernt, dass das optimale
Histogramm
• keine Überbelichtung anzeigen sollte, da sonst
Zeichnung in den Lichtern verloren geht.
• keine Unterbelichtung anzeigen sollte, da
sonst Schattendetails verloren gehen und das
digitale Rauschen zunimmt.


Infolgedessen zeigt sich die perfekte digitale
Belichtung im Histogramm als weit nach rechts gerückte Kurve, ohne dass diese die Lichter beschneidet.
Im wirklichen Leben ist das nicht ohne
Hilfsmittel zu bewerkstelligen. Polfilter, neutrale
Grauverlaufsfilter oder ein Aufhellblitz
helfen, den Kontrast zu reduzieren.
Leider hat die allgemeine Form des Histogramms
keine Bedeutung, da sie den tonalen
Spielraum der fotografierten Szenerie kaum
wiedergibt. In der Praxis ist es oft ratsam, das
Bild leicht unterzubelichten, anstatt die Lichter
abzuschneiden.
.........

Re: RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 14:17
von mod_ebm
Man sollte dem Histogramm nicht blind vertrauen. Es zeigt ja im Endeffekt nur die Häufigkeitsverteilung verschieden "heller" Punkte im Bild. So kann es sehr gut sein, dass ein Histogramm, das nur auf der Linken Seite steht, korrekt belichtet ist (Low Key). Anders herum geht es natürlich auch (High Key).

Im Endeffekt gibt es aber nur eines: richtig belichten. Das ist auch mit "Belichten nach Rechts" gemeint. Es gilt, ein ausgewogenens Histogramm zu erhalten, ähnlich der Gausschen Kurve. Die ist natürlich eher ideal als real aber unterbelichten bedeutet, dass ich später beim Bearbeiten aufhellen muss, was auch das Rauschen verstärkt. Überbelichten (also dass das Histogramm deutlich rechts anlehnt) kann zu ausfressenden Lichtern führen.

Ich habe für Fälle in denen ich mir nicht sicher bin einen kleinen Belichtungsmesser mit, der mir Objektmessung erlaubt. Damit hab ich auch festgestellt, dass meine GX1 in den meisten Fällen 2/3 Blenden unterbelichtet.

Wenn ich dazu komme, mach ich mal ein paar Beispielbilder mit Histogramm.

Re: RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 14:24
von emeise
joiandi hat geschrieben:
Das aber in den Schatten typischerweise mehr Details sitzen, und dementsprechend eher unterbelichtet werden sollte, sofern man sich nochmal gerne des Bildes annimmt ist an sich auch eine unbestrittene Tatsache.
Nein - in den Schatten gibt es fast gar keine Details mehr. Aber Rauschen.

Teilt man das Histogram in vier gleiche Teile, so sind im äußeren linken Teil, wo die Schatten liegen, nur 3% Bildinformation.

Hier soll aber jetzt nicht das Histogramm oder die Tonwertverteilung
behandelt werden. Dazu bitte einen neuen thread aufmachen, sonst ufert das aus. Hier geht es um RAW und deren bester Belichtung, natürlich für eine anschließende Nachbearbeitung.

Re: RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 14:33
von basaltfreund
bin für leicht überbelichten weil der Bildsensor logarithmisch ist und die meisten Informationen im hellen Bereich liegen:

http://www.traumflieger.de/desktop/raw/raw_start.php

Re: RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 14:42
von joiandi
Nein - in den Schatten gibt es fast gar keine Details mehr. Aber Rauschen.
Dann von mir aus Konturen, Kontraste und ähnliches, die es mir und Lightroom ermöglichen, etwas zu simulieren, dass so aussieht als ob dort mehr Infos wären, mit dem Ergebnis, dass mein Auge mehr Informationen bzw. Details zum Bild bekommt.
Dass dabei auch Rauschen "entsteht" ist auch klar. Ob das aber relevant ist, ist doch nur von Bild zu Bild, von Betrachtungsgröße zu Betrachtungsgröße zu entscheiden:)


Allerdings kann sowas auch eine Geschmacksfrage sein: Mir gefällt es optisch besser, ein Bild von unten leicht mit dem Aufhelllicht zu holen, als es von oben runter zu holen.

Re: RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 14:43
von emeise
Nochmal zur Klarstellung :

Es geht auch nicht um richtiges Belichten, sondern tatsächlich um die Empfehlungen nicht weniger Fachleute, absichtlich etwas Über- bzw. Unterrzubelichten.

Das Interessante ist ja, dass die Empfehlungen direkt entgegengesetzt sind.

Re: RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 14:52
von Lithographin
@michael
bin für leicht überbelichten weil der Bildsensor logarithmisch ist und die meisten Informationen im hellen Bereich liegen:
Das könnte von einem Einsteiger falsch interpretiert werden.
Die Quintessenz des Artikel, aber auch des "Exposure to the right" ist ja das es zu KEINEN Überstrahlungen kommen soll, also keine Überbelichtung sondern nur heller, also am rechten Rand.
@ Dieter
Das Interessante ist ja, dass die Empfehlungen direkt entgegengesetzt sind.
Deswegen meine bereits oben geschriebene Empfehlung
Man sollte das Ganze aber auf gar keinen Fall dogmatisch sehen.
Selber probieren, vom Stativ eine Reihe nach rechts, eine nach links von 0 ausgehend.
Auf Deinem Rechner und Monitor das homogenste Ergebnis raussuchen und das mal als Richtschnur nehmen.
Selber probieren ist wohl der Schlüssel.
Das raussuchen was einem am besten liegt, alles andere zählt nicht.

Wie gesagt. Sich nach Dogmen zu richten hieße sich festzulegen und nicht mehr zu bewegen.
Das wäre dann wohl der falsche Weg.

Denn - Viele Wege führen nach Rom. ;)

Servus, Cristina

Re: RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 17:57
von basaltfreund
Hi Cristina,

klar, Überstrahlung darf es nicht geben. Das sind tote Bereiche.
Trotzdem sollte m.M. nach die Tendenz zu überbelichten gehen (aus den og. Gründen). Also z.b. 2/3 der Histrogrammstriche im rechten Bereich ohne, wenn möglich, die rechte Ecke zu erwischen.

Re: RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 19:25
von ehenkes
Normal bei +-0 belichten macht am meisten Sinn. :mrgreen:

Re: RAWs - Lieber etwas Über- oder Unterbelichten ?

Verfasst: Samstag 10. März 2012, 19:43
von Lithographin
ehenkes hat geschrieben:Normal bei +-0 belichten macht am meisten Sinn. :mrgreen:
Da wären aber bei Schlechtwetter bei mir die meisten Aufnahmen locker unterbelichtet. So pauschal kann man das nicht sehen.
Hat schon Sinn die Belichtungskorrektur. Ich habe fast keine Aufnahme mit 0.

Gruß, Cristina