Belichtung, Histogramm,...
Verfasst: Dienstag 19. Mai 2015, 15:24
In der Hoffnung, vielleicht von Anderen einige Gedanken und Ideen zu meinen Fragen zu bekommen, beschreibe ich hier jetzt doch mal ein Thema, das mich in letzter Zeit ziemlich beschäftigt und nervt.
Aufgekommen ist die ganze Sache schon vor einiger Zeit, als ich wieder einmal einige Raw-Fotos in Lightroom (damals noch Version 5) bearbeitet habe. Für Fotos, bei denen ich bei der Belichtung nicht sicher bin (also eigentlich fast alles) habe ich mir schon lange angewöhnt, Belichtungsreihen von 1/3 EV zu machen und so weit es geht alles von absolut unter- bis total überbelichtet auf die Fotos zu kriegen (das können durchaus 10 oder mehr Fotos sein). Das beste Foto suche ich dann nachträglich raus, wobei ich bemüht bin, möglichst überbelichtete zu wählen (die natürlich in den wichtigen Bildbereichen kein white clipping aufweisen dürfen) - ETTR lässt grüßen (es steht ja denke ich mittlerweile außer Frage, dass im Histogramm die meisten Tonwerte in der rechten Hälfte liegen). Nebeneffekt und netter Vorteil dieser Methode hauptsächlich bei unbewegten Motiven: Ich kann bei Bedarf auch HDR Bilder anfertigen...
Ich schränke dann meine Vor-Auswahl letztendlich auf 2 Fotos ein: Eines, dass ganz knapp an der white clipping Grenze liegt, und eines, das nicht so überbelichtet ist. Beim einen Foto sind die Kurven im Histogramm also weiter rechts zu Ende als beim anderen. Das dünklere Foto wähle ich bewußt so aus, dass keine Gefahr einer Überbelichtung besteht, d. h. es ist irgendwo ab mindestens 1/3 EV dünkler als das andere, oft sind es 2/3 oder sogar wesentlich mehr EV. Dann passe ich das stärker überbelichtete Fotos an das andere an, indem ich den Belichtungswert in Lightroom solange zurücknehme, bis die Histogrammkurven in der Horizontalen ähnlich sind.
Dabei habe ich immer wieder beobachtet, dass sich dort, wo im schwächer belichteten, dünkleren Foto schöne Farben zu sehen sind, beim Runterregeln am stärker überbelichteten partout keine oder falsche Farben zu sehen sind. Eigentlich ein Hinweis darauf, dass Lightroom versucht, verlorengegangene Farbkanäle wiederherzustellen. Das erstaunliche dabei ist allerdings, dass ich wiederholt und zu verschiedenen Zeitpunkten sichergestellt habe, dass Lightroom keinen Hinweis darauf gibt, dass auch nur ein einziger Farbkanal über die white clipping Grenze geraten ist und Farbinformationen verlorengegangen wären.
In den letzten Tagen sind mir etliche solcher Fälle beim Sichten meiner Fotoreihen untergekommen, also habe ich mir gedacht, da muss etwas geschehen. Ich habe daraufhin mit DxO Optics Pro und RawTherapee rumexperimentiert - mit unterschiedlichen Ergebnissen: Die Histogramme sehen anders aus, die Warnanzeigen für Über- und Unterbelichtung ebenfalls, RawTherapee zeigt die schönsten Farben dort, wo Lightroom scheitert etc. Alles in Allem also mehr als unbefriedigend.
Aus diesem Grund habe ich mich mit etwas Unbehagen wieder einmal in Richtung RawDigger und Fast Raw Viewer orientiert, die zeigen Raw Histogramme unverfälscht - und in RawDigger kann man die Farbkurven außerdem genauer analysieren. Ein kompliziertes Thema, ich habe Etliches gelernt...
Dabei ist mir aufgefallen, dass es scheinbar gar nicht feststeht, in welchem numerischen Bereich sich die Helligkeit eines Bildpunktes auf einem Raw-Foto überhaupt bewegt. So wie es für mich aussieht wäre es dazu notwendig, die Bit-Tiefe des Sensors zu kennen - das dürfte nicht der Fall sein. Außerdem gibt es scheinbar "Begleitparameter" (auf der RawDigger-Seite wird sowas angedeutet, wenn man sich durch die Anleitung liest), die den Bereich sogar nachträglich verfälschen. Ich habe deshalb den Eindruck, dass die meisten Programme daher einfach eine Art Fixwerte annehmen, an denen Über- oder Unterbelichtung angezeigt wird - das ist bei jedem Programm etwas anders, weil sich die Fixwerte leicht voneinander unterscheiden. So erkläre ich mir die unterschiedlichen Ergebnisse, die die Programme liefern.
Mit RawDigger lässt sich denke ich ziemlich genau ermitteln, welchen Helligkeitsbereich ein Sensor mit einer bestimmten ISO-Einstellung abdecken kann: Man fotografiert ein Motiv, auf dem "absolutes" Schwarz (z. B. das Innere einer tieferen Röhre) und ein reflektierender Körper (z. B. eine spiegelnde Metallkugel) bei heller Beleuchtung drauf sind. Damit hat man eine Stelle am Bild, die der Sensor wegen seiner Dunkelheit nicht mehr erfassen kann (die Röhre), und eine, die alles überstrahlt, was der Sensor noch in der Lage ist, aufzunehmen (die Kugel). RawDigger kann jetzt sogar sehr schön automatisch diese beiden Extremwerte ermitteln und mit Zahlen versehen - und schon hat man seinen Bereich. Man setzt jetzt diesen Bereich in den Voreinstellungen des Programms bei den Grenzwerten für die Über- und Unterbelichtungswarnung ein und erhält so zuverlässig die Stellen am Foto angezeigt, wo die Möglichkeiten des Kamerasensors hinsichtlich Belichtung entweder nach Oben oder nach Unten überschritten werden.
Soweit, so gut - dürfte Lightroom also einfach ein Problem haben, die Über-/Unterbelichtungswarnung genau genug anzuzeigen. Scheinbar sind also doch Stellen überbelichtet, die sich in Lightroom mit Bordmitteln zunächst nicht feststellen lassen - und das, obwohl nach dem Öffnen des Fotos kein Regler verstellt worden ist. Das wirft für mich die grundsätzliche Frage auf, wie Lightroom hinsichtlich Belichtungskorrektur und Warnung vor über-/unterbelichteten Bildstellen überhaupt arbeitet (und mit ihm natürlich alle anderen Bildbearbeitungsprogramme)...
Allem Anschein nach erfolgt bereits beim Öffnen eines Fotos in Lightroom eine Anpassung der Helligkeitskurven, indem sie nach irgendeiner Methode erstmal verschoben werden. Vorstellbar für mich ist sind Weißabgleich, Kamera-Kalibration und vorgegebene Gamma-Werte. Da ist es durchaus möglich, dass Kurven die hart-kodierten Schwellwerte für Weiß und Schwarz schon beim Öffnen des Bildes ohne jedes weitere Zutun überschreiten. Damit wird dann freilich auch Über- und/oder Unterbelichtung angezeigt. Ich nehme an, so ein Prozess findet auch bei anderen Bildbearbeitungsprogrammen statt.
Soweit, so gut. Wenn jetzt allerdings Lightroom keine Überbelichtung beim Öffnen eines Fotos anzeigt, und sich auch sonst keine Hinweise finden, das bestimmte Bildstellen irgendein white clipping aufweisen, warum sind dann trotzdem Farben nicht "wiederherstellbar", wenn der Helligkeitsregler zurückgenommen wird? "Wiederherstellbar" in Anführungszeichen, weil es sich ja gar nicht um die Wiederherstell-Prozedur von Lightroom handelt, mit dem das Programm versucht, nicht mehr vorhanden Farbkurven- und Helligkeitsinformationen "aus dem Nichts" zu saugen. Es sind lt. Lightroom ja alle Informationen da!
Ich habe mal einige Fotos mit Lightroom und RawDigger verglichen mit dem Ergebnis, dass Lightroom tatsächlich kein white clipping anzeigt, wo welches vorhanden ist. Die Informationen, die Lightroom liefert, sind also unzuverlässig. DxO Optics Pro ist da besser (wenn es auch stark übertreibt), RawTherapee schwächelt so wie Lightroom - obwohl es hier gelingt, Farben ohne Zutun einwandfrei gezeigt zu bekommen, was ja bei Lightroom quasi unmöglich ist.
Das wirft für mich jetzt natürlich die Frage auf, inwieweit Lightroom (zur Zeit Version 6) im Hinblick auf Belichtung überhaupt zu trauen ist. Ich wage es im Augenblick nicht, Bilder aufgrund der Belichtung auszusortieren, zu groß ist die Gefahr, "grade nochmal so" gut belichtete (weil knapp unter der Überbelichtung) zu löschen und tatsächlich überbelichtete zu behalten, weil Lightroom keine Probleme zeigt...
Aufgekommen ist die ganze Sache schon vor einiger Zeit, als ich wieder einmal einige Raw-Fotos in Lightroom (damals noch Version 5) bearbeitet habe. Für Fotos, bei denen ich bei der Belichtung nicht sicher bin (also eigentlich fast alles) habe ich mir schon lange angewöhnt, Belichtungsreihen von 1/3 EV zu machen und so weit es geht alles von absolut unter- bis total überbelichtet auf die Fotos zu kriegen (das können durchaus 10 oder mehr Fotos sein). Das beste Foto suche ich dann nachträglich raus, wobei ich bemüht bin, möglichst überbelichtete zu wählen (die natürlich in den wichtigen Bildbereichen kein white clipping aufweisen dürfen) - ETTR lässt grüßen (es steht ja denke ich mittlerweile außer Frage, dass im Histogramm die meisten Tonwerte in der rechten Hälfte liegen). Nebeneffekt und netter Vorteil dieser Methode hauptsächlich bei unbewegten Motiven: Ich kann bei Bedarf auch HDR Bilder anfertigen...
Ich schränke dann meine Vor-Auswahl letztendlich auf 2 Fotos ein: Eines, dass ganz knapp an der white clipping Grenze liegt, und eines, das nicht so überbelichtet ist. Beim einen Foto sind die Kurven im Histogramm also weiter rechts zu Ende als beim anderen. Das dünklere Foto wähle ich bewußt so aus, dass keine Gefahr einer Überbelichtung besteht, d. h. es ist irgendwo ab mindestens 1/3 EV dünkler als das andere, oft sind es 2/3 oder sogar wesentlich mehr EV. Dann passe ich das stärker überbelichtete Fotos an das andere an, indem ich den Belichtungswert in Lightroom solange zurücknehme, bis die Histogrammkurven in der Horizontalen ähnlich sind.
Dabei habe ich immer wieder beobachtet, dass sich dort, wo im schwächer belichteten, dünkleren Foto schöne Farben zu sehen sind, beim Runterregeln am stärker überbelichteten partout keine oder falsche Farben zu sehen sind. Eigentlich ein Hinweis darauf, dass Lightroom versucht, verlorengegangene Farbkanäle wiederherzustellen. Das erstaunliche dabei ist allerdings, dass ich wiederholt und zu verschiedenen Zeitpunkten sichergestellt habe, dass Lightroom keinen Hinweis darauf gibt, dass auch nur ein einziger Farbkanal über die white clipping Grenze geraten ist und Farbinformationen verlorengegangen wären.
In den letzten Tagen sind mir etliche solcher Fälle beim Sichten meiner Fotoreihen untergekommen, also habe ich mir gedacht, da muss etwas geschehen. Ich habe daraufhin mit DxO Optics Pro und RawTherapee rumexperimentiert - mit unterschiedlichen Ergebnissen: Die Histogramme sehen anders aus, die Warnanzeigen für Über- und Unterbelichtung ebenfalls, RawTherapee zeigt die schönsten Farben dort, wo Lightroom scheitert etc. Alles in Allem also mehr als unbefriedigend.
Aus diesem Grund habe ich mich mit etwas Unbehagen wieder einmal in Richtung RawDigger und Fast Raw Viewer orientiert, die zeigen Raw Histogramme unverfälscht - und in RawDigger kann man die Farbkurven außerdem genauer analysieren. Ein kompliziertes Thema, ich habe Etliches gelernt...
Dabei ist mir aufgefallen, dass es scheinbar gar nicht feststeht, in welchem numerischen Bereich sich die Helligkeit eines Bildpunktes auf einem Raw-Foto überhaupt bewegt. So wie es für mich aussieht wäre es dazu notwendig, die Bit-Tiefe des Sensors zu kennen - das dürfte nicht der Fall sein. Außerdem gibt es scheinbar "Begleitparameter" (auf der RawDigger-Seite wird sowas angedeutet, wenn man sich durch die Anleitung liest), die den Bereich sogar nachträglich verfälschen. Ich habe deshalb den Eindruck, dass die meisten Programme daher einfach eine Art Fixwerte annehmen, an denen Über- oder Unterbelichtung angezeigt wird - das ist bei jedem Programm etwas anders, weil sich die Fixwerte leicht voneinander unterscheiden. So erkläre ich mir die unterschiedlichen Ergebnisse, die die Programme liefern.
Mit RawDigger lässt sich denke ich ziemlich genau ermitteln, welchen Helligkeitsbereich ein Sensor mit einer bestimmten ISO-Einstellung abdecken kann: Man fotografiert ein Motiv, auf dem "absolutes" Schwarz (z. B. das Innere einer tieferen Röhre) und ein reflektierender Körper (z. B. eine spiegelnde Metallkugel) bei heller Beleuchtung drauf sind. Damit hat man eine Stelle am Bild, die der Sensor wegen seiner Dunkelheit nicht mehr erfassen kann (die Röhre), und eine, die alles überstrahlt, was der Sensor noch in der Lage ist, aufzunehmen (die Kugel). RawDigger kann jetzt sogar sehr schön automatisch diese beiden Extremwerte ermitteln und mit Zahlen versehen - und schon hat man seinen Bereich. Man setzt jetzt diesen Bereich in den Voreinstellungen des Programms bei den Grenzwerten für die Über- und Unterbelichtungswarnung ein und erhält so zuverlässig die Stellen am Foto angezeigt, wo die Möglichkeiten des Kamerasensors hinsichtlich Belichtung entweder nach Oben oder nach Unten überschritten werden.
Soweit, so gut - dürfte Lightroom also einfach ein Problem haben, die Über-/Unterbelichtungswarnung genau genug anzuzeigen. Scheinbar sind also doch Stellen überbelichtet, die sich in Lightroom mit Bordmitteln zunächst nicht feststellen lassen - und das, obwohl nach dem Öffnen des Fotos kein Regler verstellt worden ist. Das wirft für mich die grundsätzliche Frage auf, wie Lightroom hinsichtlich Belichtungskorrektur und Warnung vor über-/unterbelichteten Bildstellen überhaupt arbeitet (und mit ihm natürlich alle anderen Bildbearbeitungsprogramme)...
Allem Anschein nach erfolgt bereits beim Öffnen eines Fotos in Lightroom eine Anpassung der Helligkeitskurven, indem sie nach irgendeiner Methode erstmal verschoben werden. Vorstellbar für mich ist sind Weißabgleich, Kamera-Kalibration und vorgegebene Gamma-Werte. Da ist es durchaus möglich, dass Kurven die hart-kodierten Schwellwerte für Weiß und Schwarz schon beim Öffnen des Bildes ohne jedes weitere Zutun überschreiten. Damit wird dann freilich auch Über- und/oder Unterbelichtung angezeigt. Ich nehme an, so ein Prozess findet auch bei anderen Bildbearbeitungsprogrammen statt.
Soweit, so gut. Wenn jetzt allerdings Lightroom keine Überbelichtung beim Öffnen eines Fotos anzeigt, und sich auch sonst keine Hinweise finden, das bestimmte Bildstellen irgendein white clipping aufweisen, warum sind dann trotzdem Farben nicht "wiederherstellbar", wenn der Helligkeitsregler zurückgenommen wird? "Wiederherstellbar" in Anführungszeichen, weil es sich ja gar nicht um die Wiederherstell-Prozedur von Lightroom handelt, mit dem das Programm versucht, nicht mehr vorhanden Farbkurven- und Helligkeitsinformationen "aus dem Nichts" zu saugen. Es sind lt. Lightroom ja alle Informationen da!
Ich habe mal einige Fotos mit Lightroom und RawDigger verglichen mit dem Ergebnis, dass Lightroom tatsächlich kein white clipping anzeigt, wo welches vorhanden ist. Die Informationen, die Lightroom liefert, sind also unzuverlässig. DxO Optics Pro ist da besser (wenn es auch stark übertreibt), RawTherapee schwächelt so wie Lightroom - obwohl es hier gelingt, Farben ohne Zutun einwandfrei gezeigt zu bekommen, was ja bei Lightroom quasi unmöglich ist.
Das wirft für mich jetzt natürlich die Frage auf, inwieweit Lightroom (zur Zeit Version 6) im Hinblick auf Belichtung überhaupt zu trauen ist. Ich wage es im Augenblick nicht, Bilder aufgrund der Belichtung auszusortieren, zu groß ist die Gefahr, "grade nochmal so" gut belichtete (weil knapp unter der Überbelichtung) zu löschen und tatsächlich überbelichtete zu behalten, weil Lightroom keine Probleme zeigt...