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von Holger R. » Samstag 30. Dezember 2023, 21:24
Hier mein Vergleich meiner G9M2 mit meiner OM-1 für meine Fotografie-Skills und meine Art der Anwendung. Ich schreibe das bewusst so Ich-bezogen, da Andere das völlig anders sehen können und auch dürfen.
Die anfängliche Freude über den AF kann ich inzwischen nicht mehr so uneingeschränkt bestätigen. Definitiv bleibt der C-AF besser am Motiv als bei der OM-1, aber auch bei sitzenden Vögeln braucht man eine Serie statt ein Einzelbild für die maximale Schärfe. Durch die fehlende Möglichkeit schnell zw. Preburst SH60 und normaler Serie SH20 per Knopfdruck umzuschalten, kommen durch den aktivierten Preburst teilweise genauso viele Frames zusammen wie bei der OM-1, wo man längere Serien braucht als bei der G9II um die optimale Schärfe einzufangen.
Durch die träge Ersterfassung des AF gehen mir eher Situationen verloren als mit der OM-1. Erfreulich sind die wenigen Teilscharfen Frames innerhalb einer Serie bei Vögel im Flug, es sind überwiegend scharfe wenn der AF dran ist. Die Sensitivität wurde paar mal unterschiedlich eingestellt, ich kam aber immer zum Ergebnis, dass mit mehr Empfindlichkeit die Ersterfassung zwar minimal besser wird, aber der AF das Motiv auch schneller wieder verliert. Bleibe also bei der eher trägeren Einstellung, nutze dann AF Near/Far. Der AF ist deutlicher abhängig vom Licht als der der OM-1. Aber auch mit der OM-1 hadere ich sehr oft mit dem AF, meine neuesten Erfahrungen mit den PL-Objektiven an der OM-1 sind aber positiver als mit den Olympus Objektiven. Der AF der G9M2 ist bezüglich des verwendeten Objektivs recht entspannt, auch TKs werden mit weniger AF-Verlusten akzeptiert.
Total nervig ist die oben schon angeschnittene fehlende Möglichkeit Custom (C1-C..)-Einstellungen auf eine Taste zu legen. Ebenso fehlt die Möglichkeit per Knopfdruck andere Fokus-Einstellungen zu nutzen, z.B. auf AF-ON ein kleines Fokusfeld ohne Tiererkennung, auf dem Auslöser ein großes Fokusfeld mit Tiererkennung.
Die bessere Gesichtserkennung der G9II scheint Fakt zu sein, ich habe damit aber bisher wenig getestet. Ebenso habe ich Videofunktionen nicht genutzt. Das Highres-Handgehalten habe ich mit langen Telebrennweiten 4x getestet und bin 4x gescheitert, bei der OM-1 funktioniert das problemloser, liefert aber keine zufrieden stellende Ergebnisse.
Das träge Einschalten und die träge Bildanzeige sind störend. Die extrem lange Speicherzeit der Serienaufnahmen bis der Zwischenspeicher leer ist ist echt nervig. (Im Falle des Olympus 150-400 ist in dieser Zeit sogar nach dem einschwenken des TKs keine Aufnahme möglich bis der Puffer leer ist. Das ist sicher kein Merkmal welches man der G9II ankreiden muss, aber für mich nun mal problematisch.)
Die Bildqualität ist nur bei gutem Licht wirklich gut bzw. besser als die der OM-1. Bei schlechtem Licht, mittelmäßigen Objektiven und hohen ISO Werten ist die G9II der OM-1 teilweise deutlich unterlegen. Gerade das recht große Rauschkorn macht oft Probleme beim entrauschen. Auch wenn man das RAW aufhellen muss gerät die G9II ins Hintertreffen. Der Rolling Shutter der Lumix bei Bewegung und elektronischem Verschluss ist sehr deutlich sichtbar, bei der OM-1 so gut wie nicht. Die RAW-Files sind sehr groß (Speicherplatz, Importzeit, Verarbeitung).
Größe, Haptik, Akkulaufzeit und Sucher finde ich bei beiden Kameras absolut gut. Die G9II ist irgendwie griffiger. Sie hat aufgrund der sehr vielen Einstellmöglichkeiten ein wenig die Leichtigkeit im Menü verloren, ich denke das schenkt sich nicht mehr viel zu dem der OM-1. Wirklich toll ist die Funktion der gebündelten Serienaufnahmen, das bietet die OM-1 leider nicht.
Ich habe für mich also ein frühes Vorabfazit der G9II vs. OM-1 gezogen:
Die G9II ist für meinen Einsatz meiner Meinung nach die unterlegenen Kamera. Sie ist in vielen Belangen schlechter, und nur in wenigen besser. Ich werde sie sicher weiterhin parallel nutzen, aktuell gehe ich gerne mit 2 fertig bestückten Kameras an den See. Bei gutem Licht ist die Bildqualität gerade in Verbindung mit erstklassigen Optiken hervorragend, schon dafür alleine rechtfertigt sich die Kamera eigentlich. Ich traue Lumix per Firmwareupdates zu, dass der AF den der OM-1 irgendwann mal überholen wird, die Schwachstellen des groben Rauschkorns und des Rolling shutters werden aber bleiben. Ob man uns per FW jemals die Möglichkeit gibt, den belegbaren Tasten noch weiter Funktionen zuweisen zu dürfen, steht in den Sternen, machbar ist das definitiv.
Gruß Holger
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-GM1, G9, G9II, OM-1
-Leica 25 f1.4 & 50-200 f2.8-f4 & 200 f2.8, TC1.4/2.0
-Lumix 20 f1.7 & 42.5 f1.7 & 14-140 f3.5-5.6
-Oly 9-18 f4-5.6 & 60 f2.8 & 100-400 & 300 f4 & 150-400 f4.5, MC-14