es freut mich, dass man hier endlich einmal fundiert über diese Frage diskutieren kann! Deine Messreihen würden mich sehr interessieren, bitte schreibe Deine Abhandlung über Beugung doch noch...
Was ich nicht in Abrede gestellt habe, denn genau dadurch ergibt sich bei gleichem Pixel-Count die in meinem Posting anhand dreier Formatbeispiele benannte antiproportionale Abhängigkeit der beugungsbegrenzten Blende vom Cropfaktor. Was dabei aber eben gern übersehen wird ist, dass aufgrund der ebenfalls antiproportionalen "Blendenäquivalenz" in punkto Tiefenschärfe die Beugungsbegrenzung formatunabhängig bei der gleichen Bildwinkel-Tiefenschärfe-Kombination einsetzt.available hat geschrieben:Allerdings ist der von dir beschriebener Beugungseinfluss in Abhängigkeit von der Sensorgröße nicht korrekt. Er ist nur von der Pixelgröße abhängig.
Ein Beispiel macht dies vielleicht klarer: Wenn ich um 35mm-Format auf einem 16MPixel-Sensor am Rande der Beugungsbegrenzung arbeite, so ist dies Blende 16. Nehmen wir einmal an, aus bildgestalterischen Gründen (Bildwinkel) fiel meine Wahl auf ein Objektiv mit 90mm Brennweite und der Objektabstand beträgt 4m. Die Tiefenschärfe bei dieser Konstellation reicht von 3,25m bis 5,21m. Will ich nun den gleichen Bildeindruck mit mFT erzielen, so wähle ich aufgrund des Cropfaktors eine Brennweite von 45mm und Blende 8, denn mit letzterer erziele ich fast exakt die gleiche Tiefenschärfe von 3,24m bis 5,22m. Und befinde mich mit Blende 8 wiederum an der Beugungsbegrenzung. Hier gibt es keine Formatabhängigkeit.
Du meinst hier die kritische Blende, nicht die förderliche Blende, welche jenen Punkt bezeichnet, ab dem die Beugungsunschärfe an der Tiefenschärfe zu zehren beginnt. Diesen Effekt kann man fast nur im Makrobereich beobachten; die Blendenskalen unserer Objektive reichen i.A. nicht weit genug, um bei herkömmlichen Abbildungsmaßstäben die förderliche Blende zu überschreiten. Jenseits dieser terminologischen Fragen würde mich aber interessieren, ob Deine obige Angabe zur kritischen Blende sich auf die Mitte des Bildes oder auch auf Randbereiche bezieht. Ich persönlich besitze einige sehr gute, allerdings zugebenermaßen ca. 25 Jahre alte, Vollformatoptiken, die ihre optimale Leistung im Randbereich erst bei viel stärkerem Abblenden als zwei Blendenstufen entfalten.available hat geschrieben:Als Beispiel. Das sehr gute Zuiko 1,8/45mm fällt bei Blende 16 gegenüber der förderlichen Blende 2.8 um 50% in der Auflösung ab.
Und den Messwerten von dpReview zufolge gibt es auch für mFT mindestens zwei Optiken, welche im Randbereich ihre höchste Auflösung erst jenseits der der Beugungsgrenze entsprechenden Blende 7,6 entfaltet. So hat das Panasonic G 14-42 bei 14mm im Randbereich seine höchste Auflösung bei f/11, wobei der Unterschied zu f/8 allerdings gering ist. Und das Pana-Leica 45mm Macro erreicht seine höchste Randauflösung bei f/9, was zwar nur marginal jenseits der beugungsgrenze liegt, aber die 2-Stufen-Abblenregel widerlegt. Denn die Randauflösung bei f/5.6 (der optimalen Blende nach der 2-Stufen-Regel) wird erst bei f/14 wieder unterschritten. Und selbst in der Bildmitte fällt die Auflösung gegenüber dem (hier tatsächlich bei f/5.6 erzielten) Bestwert erst bei f/22 um 50% ab. Beim 14-42 ist ein derartig großer Abfall in der Bildmitte überhaupt nicht erreichbar - nicht nur weil seine höchste Auflösung etwas niedriger liegt, sondern auch weil es bei f/22 insbesondere am langen Ende der Brennweiten etwas besser als das PanaLeica abschneidet.
Das kommt m.E. eben stark auf das Sujet an: Bei Landschaftsaufnahmen stimme ich Dir zu, da man hier einerseits mit der bei f/8 erzielbaren Tiefenschärfe meist gut bedient ist und sich Bildfehler durch Kamerabewegung zumindest bei kurzen Brennweiten klaglos mittels Stativ vermeiden lassen. In der Street-Fotografie beispielsweise sind Kamerabwegungen im Bereich von etwa 2 Pixeln aber kaum vermeidbar, weshalb eine optische Auflösungreduktion von 50% irrelevant ist, also der Ausschöpfung des gesamten Blendenbereichs nichts im Wege steht. Glaubt man den Vibrationsmessungen von Fototest 6/12, so sieht es bei Teleaufnahmen vom Stativ sogar noch ärger aus. Hier wurden bei Vollformat-DSLRs mit 280mm-Objektiv auf einem guten Stativ Schwingungshübe im Bereich von knapp 60um gemessen, entsprechend fast 10 Pixeln! Und selbst die spiegelschlagfreie mFT Kamera brachte es an einem solchen Objektiv noch auf 17um, weit jenseits des Radius des Beugungsscheibchens bei f/8.available hat geschrieben:Unterm Strich, gehe ich von sauberem Arbeiten aus. Alle Parameter, welche der Fotograf beeinflussen kann sollte er korrekt bedienen. (Kein Verreissen, Spiegelvorausschlag, etc.)
Meiner Meinung nach sollte man, wenn schon einiges an Geld in ein System gesteckt wurde das System auch bestmöglichst bedienen und dazu ist der Beugungseinfluss nicht nur aus meiner Erfahrung zu beachten.
Viele Grüße, Martin