ThomasT hat geschrieben:available hat geschrieben:
Tut mir leid, ETTL ist vollkommener Quatsch.
Nö.
Denn es kommt drauf an, auf was man "korrekte Belichtung" bezieht. So, dass die Lichter nicht clippen oder auf das 12 oder 18% Grau.
Belichtet man nach deiner Methode so weit nach rechts, dass der SNR maximiert wird
ohne die Lichter zu clippen, dann ist das unter Umständen trotzdem ETTL!
Denn der Belichtungsmesser hätte gerne mehr, um das Hauptmotiv (unsere Graukarte vor den Spitzlichtern) perfekt zu belichten.
Beispiel. Eine Szene am Abend kurz nach Sonnenuntergang. Eine Frau mit weisser Bluse vor dunklerem Wald.
Der Belichtungsmesser zeigt bei ISO 200 sagen wir Blende 4 1/30s an. Das wäre korrekte Belichtung laut Belichtungsmesser.
Der erfahrene available (light) Photograph belichtet nun nach rechts. Die Bluse ist noch lange nicht im Clipping und weniger Rauschen in den dunklen Waldbereichen ist sehr willkommen. Also z.B. zwei Blenden überbelichten.
Das wäre 1/30s und Blende 2 z.B. -> alles super. ETTR wie es sein sollte. Viele Details* auch an den dunklen Baumstämmen. Bluse hat Zeichung. Zwar nicht im Jpeg , aber kann locker beim Entwicklung hergestellt werden.
Jetzt kommt ein Auto aus dem Waldweg. Und dessen Lichter zeigen in die Kamera. Dem Photograph gefällt das Motiv. Aber, jedoch, die Belichtung stimmt nicht mehr. Obwohl sich das Hauptmotiv nicht verändert hat!
Er belichtet jetzt so, dass die Lichter nicht clippen. Z.B. Blende 8 und 1/30s. Oder Blende 5.6 1/60s. Jedenfalls 2 Blenden weniger als die Ausgangssituation oben. Genau sowas bezeichne ich als Exposure to the left.
Denn die Mittenmessung aufs Hauptmotiv muss nach "links" korrigiert werden, um seitliche Spitzlichter nicht oder nur wenig zu clippen.
Das widerspricht aber nicht deiner Vorgehensweise, so weit nach rechts zu belichten wie möglich. Nur hat sich das eben geändert. Die Lichter im Bild erfordern 4 Blenden weniger Belichtung.
Und jetzt stellen wir uns das als Video vor: das Auto kommt ins Bild gefahren. Ohne die Blende zu verändern, was doof aussähe. Warum wird das Gesicht plötzlich dunkler? Muss die Belichtung schon vorher, so sein, dass es später mit den Lichtern passt. Und dass ist eindeutig nach links belichtet. Nämlich 2 Blenden weniger als die Belichtungsmessung sagt und sogar 4 Blenden weniger als möglich wäre.
Einspruch euer Ehren!
1. Die 18% grau in Verbindung einer Objektmessung sind eine zugegebenermaßen schnelle Notlösung, die oftmals leider nicht einer technisch korrekten Belichtung entspricht. Sie unterliegt der Lichtmessung, die unabhängig von Reflexionen misst. Beispiele hierzu kennst Du sicherlich.
2. Ein technisch gut belichtet Bild mit großer Dynamik ist für mich eines das den kompletten Dynamikumfang darstellen kann. Alles andere ist ausgefressen oder abgesoffen.
3. Ich möchte mal aufzeigen warum das hier neu erfundene ETTL in meinen Augen Quatsch ist:
Der Sinn von ETTR ist der bei Motiven deren Dynamikumfang geringer als der des Sensors ist mittels Belichtungskorrektur soweit gegen die Automatik zu korrigieren bis die Lichter (also rechts ETTR) kurz vor dem Clipping stehen. In der Nachbearbeitung soll dann (so die Theorie) die Korrektur wieder Rückgängig gemacht werden.
Das entspricht Deinem ersten Beispiel. So weit so gut…
Jetzt kommt der Knackpunkt. Mit den heutigen Sensoren (und das wird noch eine ganze Weile andauern) übersteigt der Dynamikumfang des Motives aber regelmäßig den des Sensors! Diese Situation entspricht Deinem zweiten Beispiel von Scheinwerferlicht in die Kamera bei Abendlicht. Sie stellt eine Herausforderung für den Fotografen dar. Ich denke das ist so ziemlich das erste was ein ambitionierter Fotograf analysiert und daraufhin eventuell seine Kamera stecken lässt.
Der Fotograf hat nun zur Optimierung des Kontrastes neben dem oftmals unpraktikablen HDR, der Aufhellung mittels Licht, und dem Arbeiten mit Diffusoren eine weitere Möglichkeit zwar nicht den Kontrast direkt zu reduzieren aber zumindest die Belichtung optimal vorzunehmen. Seit längerer Zeit gehe ich hierzu folgendermaßen vor:
Warum sollte die ETTR Regel in derartigen Situationen nicht weiterhin angewendet werden? Ich korrigiere im ersten Schritt die Belichtung solange bis die Lichter kurz vor dem Clipping stehen. Egal ob nach rechts oder links, es geht um die Lichter rechts! Die Konzentration liegt also genauso wie beim ETTR auf den Lichtern.
Im zweiten Schritt analysiere ich (das geht sehr schnell) ob die Zeichnung in den Lichtern zum Vorteil der Schatten wirklich wichtig für das Gesamtmotiv ist und korrigiere bei Bedarf entsprechend nach. Mit der Lichter und Schattenwarnung von z.B. der E-M1 geht das sehr schnell und wunderbar.
Im Nachhinein können sehr gut je nach Sensordynamik die
Schatten wiederum aufgehellt werden und alle erforderlichen Informationen sind vorhanden.
Im Gegensatz hierzu würde ETTL bedeuten, dass ich die Belichtung soweit korrigiere bis die Schatten links anschlagen. Das Ergebnis wäre ein Ausfressen der Lichter, welches auch in der Nachbearbeitung nicht mehr zu retten wäre.
Viele Grüße
Andreas
P.S. 1: video ist eine andere Geschichte. Man muss im vorhinein den Kontrast für den Dreh kennen und entspechend handeln. Aber auch nach dem ETTR Prinzip. Ansonsten gleicher Fehler.
P.S. 2: Danke, dass Du mich als erfahren bezeichnest.
Ein Beispiel, denn Bilder sagen mehr als tausend Worte:
Olympus E-M1, OLYMPUS M.12-40mm F2.8, ƒ/2.8, 14.0mm, 1/60 Sek., ISO 400, -1 EV
P2047959 / Shenyang by
available66, auf Flickr