Künstlerische Freistellung

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ThomasT
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Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von ThomasT » Mittwoch 13. März 2013, 16:52

Also ich weiss, dass mindestens 90% meiner Bilder eher hohe statt geringe Tiefenschärfe brauchen und ebenso 90% der Bilder - aber nicht zwingend identisch damit - eher weitwinklig <25mm als telig (>25mm) sind.
Allerdings mache ich keine oder kaum Portraits und schon gar keine Naturtierphotos.

Und früher[tm] zu Zeiten des Schiesspulver-Blitzes setzte man Personen für Portrais in liebevoll gestaltete Kulissen. Heute scheint man darauf zu bauen, dass das Bokeh den beschissen Hintergrund gnädig in Matsch verschwinden lässt ...
Zuletzt geändert von ThomasT am Mittwoch 13. März 2013, 16:54, insgesamt 1-mal geändert.
Lumix G3, GF3
Blackmagic Pocket Cinema Camera (super16 sensor, Cropfaktor 2.88 KB)
Panasonic 7-14, Laowa 7.5 mm, SLR Magic Hyperprime 12 mm, Panasonic 14-42, Sigma 19, Panasonic 20, Panasonic 45-150
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Lenno

Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von Lenno » Mittwoch 13. März 2013, 16:53

Schärfentiefe in der Fotografie – das Wesentliche zeigen

Wo die Schärfe liegt und über welchen Bereich sich die Schärfe erstreckt, kann der Fotograf beeinflussen. Dadurch kann der Fotograf dem späteren Betrachter des Bildes die Intension eines Bildes vermitteln und der Betrachter verliert sich nicht in unwesentlichen Elementen, die auf dem Foto zu sehen sind.

Die verschiedenen Faktoren wie gewählter Blendenwert, Abstand zum Objekt und Brennweite, die man alle kombinieren kann, und auch die Abhängigkeit zur Größe des Bildsensors machen den Einsatz der Schärfentiefe für den Einsteiger übungsbedürftig. Aber dann überzeugen die Ergebnisse!

Quelle: http://www.foto-kurs.com/schaerfentiefe ... grafie.htm" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

ThomasT
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Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von ThomasT » Mittwoch 13. März 2013, 17:00

Lenno hat geschrieben: Wo die Schärfe liegt und über welchen Bereich sich die Schärfe erstreckt, kann der Fotograf beeinflussen. Dadurch kann der Fotograf dem späteren Betrachter des Bildes die Intension eines Bildes vermitteln und der Betrachter verliert sich nicht in unwesentlichen Elementen, die auf dem Foto zu sehen sind.
Ich will das Stilmittel nicht verteufeln, es ist ein legitimes Stilmittel. Allerdings momentan sehr gehypted. Oder gar in Form der Tiltshift-wir-basteln-uns-eine-Modellbahn-Manie pervertiert indem man das Problem(!) der Modellphotographie künstlich nachbildet.
Warum sind denn die "unwesentlichen Elemente" auf dem Photo überhaupt drauf, wäre die richtige Frage?

Diese Führung des Betrachters auf das wesentliche scheint mir beim Film viel wichtiger. Oft ist es dann so, dass die Schärfenebene verändert wird. Und man dann zum Hintergrund "schwenkt". Der Film kann also alles zeigen. Das Photo ist aber dazu nicht in der Lage. Will das Photo alles zeigen muss es - tra ra - vorne und hinten scharf sein.

Wir sollten das mal an einem Beispiel diskutieren. Wer hat eins parat, dass den Vorteil geringerer Schärfentiefe zeigt?


Ich sehe übrigens auch hier ein Analogon zur Musik. Man kann es oft hören, gerade in den 70er Jahren, wo der Sänger (oder ein Soloinstrument) schön klar zu hören ist, aber der Rest (sogar HiHat) eher dumpf ist.
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Papillon
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Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von Papillon » Donnerstag 14. März 2013, 08:41

Wie man Bilder mit geringer Tiefenschärfe macht wissen wir. Bei manchen Motiven (z.B. Portaits) mag das auch manchmal sinnvollsein. Aber man sieht aber fast nur noch Fotos mit einem geringen Schärfebereich und meistens bleibt mir der Sinn verborgen.
Will der Künstler im oben genannten Beispiel die Pfefferkörner in und unmittelbar vor der 1.Schale hervorheben ?
Sind in einem anderen Beispiel (Klaviertasten von der Seite fotografiert) nur die 6. und 7. Taste wichtig ?
In dem Beispiel in dem obigen Link (Portrait vor Balkontür) ist der Hintergrund tatsächlich so hässlich, dass er am besten ganz verscwunden wäre.

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Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von Horka » Donnerstag 14. März 2013, 10:12

Es geht, denke ich, weniger darum, den hässlichen Hintergrund zu verbergen, als das nachzubilden, was in natura das Auge macht: Selektieren und das Unwichtige ausblenden. Das heißt dann aber wohl Natürliche Freistellung. Künstlerische Freistellung will nicht nachbilden, sondern Effekte erzeugen.

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ThomasT
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Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von ThomasT » Donnerstag 14. März 2013, 12:52

Horka hat geschrieben:Es geht, denke ich, weniger darum, den hässlichen Hintergrund zu verbergen, als das nachzubilden, was in natura das Auge macht: Selektieren und das Unwichtige ausblenden.
Nur macht gerade "das Auge" das nicht. Das Auge flitzt vielmehr hin und her, fokusiert dort und da.
Nur das Gehirn und die Wahrnehmung blenden aus (oder eben auch ein).

Wenn man "unbewaffnet" eine Szene betrachtet, z.B. Frau auf Bett, dann sieht man zwar vielleicht die Frau in der Wahrnehmung stärker, aber niemand hat den Eindruck der Bilderrahmen an der Wand hinter ihr, wäre unscharf. Der natürliche Eindruck ist die komplette Schärfe. Das ist genau die Illusion die das Gehirn erzeugt. (übrigens auch für Kontraste, die eher die Kamera sieht und nicht die Wahrnehmung)
Kein Maler der Vergangenheit, der einigermassen photorealistisch malte, malte Unschärfe! Ausser es handelt sich um tatsächliche Unschärfe, wie Reflexionen.
Dieses Unschärfe-Stilmittel ist demzufolge nicht aus der menschlichen Wahrnehmung abgeleitet, sondern ein rein technischer Effekt, der künstlerisch benutzt wurde. Wir haben uns in über 100 Jahren an diese mit Optiken erzeugten Bilder so sehr gewöhnt, dass diese Effekte der Optik in die eigentliche Wahrnehmung übergegangen ist, zumindest dann, wenn man eben technische Reproduktionen anschaut.
Wie gesagt, die Tiltshift-Bilder treiben das auf die Spitze.

Die Maler benutzten übrigens zur Selektion das Licht. Genau wie alte Schwarz-Weiss-Kino-Filme stark mit Licht und Schatten arbeiteten. Für das Arbeiten mit (Un-)schärfe fällt mir gerade gar nichts ein.
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Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von Horka » Donnerstag 14. März 2013, 13:53

Das Auge hat keinen unendlichen Schärfebereich, es fokussiert genau wie eine Kamera (na ja, technisch ein bisschen anders). Die Stellgröße dazu bekommt es allerdings vom Gehirn (insofern ist es natürlich). Das sollte beim Fotografieren genau so sein...

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Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von Torsten68 » Donnerstag 14. März 2013, 14:00

ThomasT hat geschrieben: Wir sollten das mal an einem Beispiel diskutieren. Wer hat eins parat, dass den Vorteil geringerer Schärfentiefe zeigt?
Hier mal "unscharfe" Beispiele, bei denen ich bewusst mit der Schärfentiefe gearbeitet habe:

Warum sollte ich hier beide Aras scharf stellen? (Nur der hintere scharf wäre auch eine Möglichkeit gewesen)
DIMGL0624a.jpg
DIMGL0624a.jpg (86.95 KiB) 1479 mal betrachtet
Hier interessiert der Hintergrund doch überhaupt nicht:
IMGL0276a.jpg
IMGL0276a.jpg (102.33 KiB) 1479 mal betrachtet
Freistellung ist ein Stilmittel und am Ende auch eine Frage des Geschmacks.

Gruß
Torsten
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Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von Lenno » Donnerstag 14. März 2013, 14:13

Hier wird es schön auf den Punkt gebracht. http://www.pixelmotiv.de/basiswissen-bl ... eil-1.html

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Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von emeise » Freitag 15. März 2013, 00:17

Zum Thema : "Was beliebt ist auch erlaubt" [W.Busch]



@Lenno - tolle Website.
FZ1K, TZ101, EOS 600D, GX7, G9, E-M5 m II / 12-40 und 7-14mm 2.8 Pro
Wenn ich all mein Equipment aufzähle, ist die Seite vollgemüllt.

keep it simple
Grüßle, Dieter

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Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von Andreas 1 » Freitag 15. März 2013, 05:51

Hier 2 Beispiele. Mir gefällt das wo das Buch scharf ist besser.
Gaestebuch.jpg
Gaestebuch.jpg (622.17 KiB) 1451 mal betrachtet
Rose.jpg
Rose.jpg (547.89 KiB) 1451 mal betrachtet
GH2, GF3, GH3, GX 8, 7-14 mm, 20 mm, x 14-42 mm, Fisheye Pana, Pana 12-35 mm 2,8, A7II

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Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von videoL » Freitag 15. März 2013, 08:42

Lenno hat geschrieben:Hier wird es schön auf den Punkt gebracht. http://www.pixelmotiv.de/basiswissen-bl ... eil-1.html
Hallo David,
sehr guter Tipp. Danke.
Aber so genau im Voraus auswählen ist auch nur selten möglich.
Deshalb mache ich lieber viele unterschiedliche Fotos und wähle zu Hause aus.
Gruß Bild videowilli
Das Motiv, es kommt darauf an, wie man es sieht.
Ohne Kritik kann ich nicht besser werden.

Kamera = FZ 1000, LED Videoleuchte, Stative, DCR 150, Canon 500d, Kenko Pro1 +3 Dioptrin,3D Schlitten, Hoya Filter
Foto = PSE 10, FastStone
Video = Magix Pro X

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Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von videoL » Freitag 15. März 2013, 08:48

Hallo Andreas 1,
als Demo sind die Fotos gelungen.
#1: Als gewolltes Foto zur Erinnerung oder Start einer DIA-Serie, da hätte ich die Rose nicht ganz so unscharf fotografiert.
#2: Hier sieht man , dass der Hintergrund trotz Unschärfe stört.
Zu Demozwecken beides gute Beispiele.
Gruß Bild videowilli
Das Motiv, es kommt darauf an, wie man es sieht.
Ohne Kritik kann ich nicht besser werden.

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Foto = PSE 10, FastStone
Video = Magix Pro X

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Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von Tanz(fleder)maus » Freitag 15. März 2013, 08:53

Horka hat geschrieben:Das Auge hat keinen unendlichen Schärfebereich, es fokussiert genau wie eine Kamera (na ja, technisch ein bisschen anders).
Stimmt, wenn ich mir einen Gegenstand - z.B. einen Stift - vor's Gesicht halte und gezielt auf ihn schaue, erscheint alles drumherum unscharf :!:
TZ 10, FZ 200, FZ 1000
Achromate Raynox DCR150 + 250
Bitte keine eigenen Bilder in meinen Threads einstellen, Danke!

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Re: Künstlerische Freistellung

Beitrag von emeise » Freitag 15. März 2013, 10:41

Das Auge fokusiert wie eine Kamera ... , - stimmt, aber wir sehen anders.

Beim Menschen gilt eben auch noch : Sie haben Augen zum sehen und sehen doch nicht [ Bibelzitat :D ]

Unser Gehirn ist ein Filter und bestimmt gnadenlos was wir nicht sehen. ( Link von Lenno lesen )
Genauso 'sehen', interpretieren wir Sachen, die gar nicht vorhanden sind.

Wenn ich jetzt sowieso nur einen Punkt scharf sehe, könnte ich ja vermuten, daß ich mir die Freistellerei beim Fotografieren sparen kann,
weil das dann automatisch gemacht wird.

Doch das Freistellen zwingt dem Betrachter auf, was er - nach Meinung des Fotografen - zu sehen hat !
FZ1K, TZ101, EOS 600D, GX7, G9, E-M5 m II / 12-40 und 7-14mm 2.8 Pro
Wenn ich all mein Equipment aufzähle, ist die Seite vollgemüllt.

keep it simple
Grüßle, Dieter

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