Als Techniker versuche ich immer die Materie zu verstehen und für mich sinnvoll einzusetzen.
Mit der Gefahr hier zu langweilen Versuche ich hier mal etwas weiter auszuholen. Wenn ich nur eine Person damit erreiche hat sich das schon rentiert.
Zunächst gibt es nur eine Abbildungsebene, die dem Wort Schärfe gerecht werden kann. Alles davor und dahinterliegenden ist ein Kompromiss, der durch das Wort Schärfentiefe beschrieben wird.
Da diese Schärfentiefe für die Bildbetrachtung aber nicht nebensächlich ist muss sie näher betrachtet werden. Sie ist wie schon teilweise von mat erwähnt wurde von der Brennweite (klein => gering), der Blende(große Öffnung => gering), der Entfernung zum Motiv (klein => gering), der Sensorgröße (groß => gering), der Auflösung desselben (groß => gering) und der Vergrößerung des Bildes (klein => gering) abhängig.
Demzufolge muss sich Handyfotograf bei Landschaftsaufnahmen mit ins Internet gestellten Bildern nicht sonderlich um den Fokus kümmern. Ein Mittelformat-Fotograf mit hoher Auflösung, relativ lichtstarken Linsen bei offener Blende, längeren Brennweiten und geringem Abstand zum Motiv welches stark vergrößert werden soll aber sehr wohl.
Man sieht heran, dass das Thema Fokuspunkt wie auch der Fokusmodus sehr stark an der Kamera (hier nebensächlich) aber auch vom Themengebiet abhängt. Warum nun vom Themengebiet.
Nehmen wir z.B. ein relativ einfaches Thema. Die Landschaftsaufnahmen. Schon ein mFT-Sensor muss bzgl. Schärfentiefe bewusster bedient werden als der einer Kompaktkamera. Das ist u.a. daran ersichtlich, dass hier im Forum Umsteiger des öfteren mit Fokusproblemen zu kämpfen haben. Bei einem Umstieg auf Vollformat wäre das noch ausgeprägter. In der Praxis ist hierfür bei größeren Abzügen eine optimal gewählte Blende und ein optimaler Fokuspunkt erforderlich um dem Wunsch einer durchgehenden Schärfe gerecht zu werden. (Hyperfocaldistanz) Hierzu wird ein Gegenstand in dieser Distanz gewählt und fokussiert was mit einem kleinen Fokusfeld natürlich am besten geht. Ob verschwenkt wird oder nicht ist relativ egal, es sei denn es wird vom Stativ aus fotografiert. Hier ist ein Verschwenken aufwendiger. Die „Verschwenktechnik“ ist hier gut einzusetzen und wird seit Jahrzehnten (auch von Horka) angewandt.
Anders sieht das schon bei Makroaufnahmen mit längeren Brennweiten aus. Die Schärfentiefe ist sehr gering und beim Arbeiten aus der Hand ändert sich beim Verschwenken mit 100% Sicherheit der Aufnahmeabstand zwischen Motiv und Sensorebene. (Der Mensch verlagert ständig sein Gewicht um nicht umzufallen und das Motiv bewegt sich. Hier ist es also anzuraten das kleinste verschiebbare Fokusfeld bei Auswahl einer guten Kontrastkante einzusetzen und den Zeitraum zwischen Fokusquittierung und Auslösung so gering wie möglich zu halten.
Noch wichtiger wird diese Vorgehensweise bei Actionfotografie mit längeren Brennweiten und offenen lichtstarken Objektiven bei näheren Abständen. Die Schärfentiefe ist gering und nach der Verschwenkzeit ist das Motiv schon über alle Berge. Hier sollte man das Fokusfeld so klein wie möglich aber so groß wie nötig und mit Verschiebung auf das Motiv setzen. Das Bild muss dazu (nach meiner Erfahrung) schon vor der Aufnahme „komponiert“ werden. Die spiegellosen Sytemkameras können durch ihren weiten Fokusbereich Vorteile gegenüber DSLRs haben.
Aus diesem Grund wird man von 100 Fotografen beim Thema Fokus sehr, sehr viele unterschiedliche Antworten (wie auch hier) erhalten.
Hier ein Beispiel zum Thema Action, längere Brennweite, offenes lichtstarkes Objektiv bei relativ geringem Abstand mit mFT.
Viele Grüße
Andreas
Olympus E-M1, OLYMPUS M.75mm F1.8, ƒ/1.8, 75.0mm, 1/400 Sek, ISO 800
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