Nun gut, dann werde ich doch noch einmal was dazu schreiben.
1) Grundsätzliches:
Nein, ich möchte hier nicht der Zone-System-Freak sein und bin das auch nicht.
Darf ich erinnern:
Es ging zu Anfang hier im Thread um die unterschiedlichen Steuerungsmöglichkeiten und deren Nutzen. Da ging einiges Durcheinander. Ich denke, alle drei gängigen Messmethoden haben ihre Berechtigung. Um das zu überblicken, gilt es ersteinmal zu verstehen, wie die kamerainterne Belichtungsmessung arbeitet.
Bei einigen, die sich an der Diskussion beteiligt haben, bin ich mir sicher, dass sie sehr gut wissen, dass es eigentlich nur darum geht, der Kamera auf die Sprünge zu helfen, wie und wo sie ihr 18% Grau findet.
An einigen Reaktionen hier wird aber auch deutlich, dass das eben nicht jeder verstanden hat.
- Was die Kamera im Matrixmodus macht, kann niemand genau sagen, Sie analysiert das gesamte Bild und mittelt daraus ihr Neutralgrau. Wenn der Weissabgleich korrekt eingegeben wird, helfen wir der Kamera auf die Sprünge ihr 18%-Grau akkurater finden zu können. Zudem steuert ein Chip aber auch softwaretechnisch Informationen bei, indem typische Motive abgeglichen werden. Die Kamera denkt: "o, das könnte ein Himmel sein" und auch das beeinflusst den Weissabgleich bzw den Belichtungsvorschlag der Kamera. Was da genau passiert kann niemand wirklich sagen. Die Ergebnisse sind in der Regel erstaunlich gut, aber eben nicht immer.
- In der Mittenbetonten Messung passiert beinahe dasselbe. Nur gehe ich davon aus, dass der abgleich an bekannten Motiven nicht so ausgeprägt Einfluss nimmt. Aber auch sie macht nur wirklich Sinn, wenn das reflektierte Licht durchschnittlich 18% Grau ausmacht. Ansonsten müssen wir die Belichtung korrigieren. Das heisst - vergessen wir das Histogramm mal bitte an dieser Stelle - wir sind gezwungen in Zonen zu denken, um zu einer korrekten Belichtung zu gelangen.
- Mit der Spotmessung machen wir nichts anderes, als jedes mal ein 18% Grau selber zu definieren. Wenn wir wissen, wie wir unser Grau finden - und noch wichtiger: wo wir es finden bzw. finden wollen - ist dieses sicherlich die genaueste Methode. Zudem ist sie die kreativste Methode, weil wir eben definieren und das nicht mehr der Kamera überlassen. Bei der Bildkomposition können wir uns so sehr frei Bewegen und mit ein wenig Übung genau die Resulate bekommen, die wir uns erwünschen.
==> Ich habe mir Mühe gegeben, dieses zu erklären und mir sind dabei gewiss einige Flüchtigkeitsfehler unterlaufen. Das tut mir leid.
Wenn ich dann aber zwei Stunden lang irgendwelche Mails beantworte und ich habe das Gefühl, dass nicht mal versucht wurde diese zu verstehen, tja das kann schon ein wenig nerven und daher habe ich wohl auch einige Male ungenau, oder auch falsch formuliert. Wie sonst wird dann behauptet: "Das mache doch nur Sinn, wenn ich aber den richtigen Weissabgleich eingestellt habe", wenn nach eine wenig nachdenken klarsein dürfte, dass der Weissabgleich der Kamera hier völlig irrelevant ist. Ich mache mich ja selber auf die Suche nach dem richtigen "Grau". Ich habe das Wort "Grau" in Anführungszeichen gesetzt, weil ich mich in der Regel ehr auf die Suche nach den Lichtern mache, die noch gezeichnet werden sollen. Das "grau" ergibt sich dann von selber.
2. Ob es jetzt 10 oder 11 Zonen sind (nicht 9 available, da hast du dich verrechnet) ist überhaupt nicht relevant. Es ist natürlich sehr hilfreich sich ein weißes Bettlacken an die Wand zu hängen (Um ein wenig Struktur zu haben ein Laken), dann eine Aufnahme zu machen wo es Neutralgrau ist. Nun belichte ich immer + 1 EV nach oben, bis ich ein reines Weiß habe und die Lichter ausbrennen und mache dasselbe nach unten bis ich mein reines Schwarz habe und dann kenne ich die Zonen meiner Kamera.
Gewiss sinvoll (und habe ich auch gemacht).
Nur geht es vor allem darum, das ich meinem Bild überhaupt Zonen zuteile und dieses nicht der Kamera überlassen will. Außerdem sind die meisten Zonen für die praktische Fotografie nicht wirklich relevant: Bewegen wir uns doch am besten in den Zonen III-VIII, das reicht völlig aus.
Kurz zum Histogramm: Available, du hast natürlich Recht: Es staucht sich alles in den Lichtern, das macht das ganze schon schwierig genug. Das wichtigste ist hier aber, dass das Histogramm dir zwar verraten kann
"was" deine Helligkeitswerte im Bild sind, aber nicht wo sie sich befinden. Deshalb habe ich ja auch oben geschrieben "Ich wäre ja schon einen großen Schritt weiter, wenn ich mein Motiv im Histogramm erkennen könnte", das war ein wenig ironisch gemeint. Du hast darauf lapidar reagiert und geantwortet: "So schwer ist das doch garnicht". Aber das ist eben der springende Punkt!
3. - Ja available: du hast natürlich Recht. Wenn ich auf Zone 7 spotte muss ich selbstverständlich 2 Blenden aufmachen, schön, dass du so aufmerksam gelesen hast.
- Nein available: es ist kein Argument, dass das ja alles nichts Neues sei, das hat ja auch niemand behauptet. Übrigens passt Adams Konzept für die RAW-Fotografie
immer noch erstaunlich gut (und das wird auch so bleiben, dann gibt es eben einfach nur mehr Zonen...). Wichtig ist nur, dass wir im Lichterbereich genau arbeiten!
und gerade hier haben wir ein Problem, wenn wir JEPG nutzen (und das Histogramm ist immer JPEG, weil wir hier eine gute Blende weniger Spielraum haben.
- @ lenno: Ich habe den Spotmesser auch bisher so benutzt, um mich auf mein Motiv zu konzentrieren. Das alles ähnelt aber einer verzweifelten suche nach Neutral
grau. Jetzt versuche ich mich der Belichtung über die Lichter zu nähren: Ein weitere Vorteil: Ich beschäftige mich Vielmehr mit dem Hintergrund. Alleine
sich dieses bewusst zu machen, führt oft zu bewussterer Bildgestaltung und Komposition
4. "Es gibt keine Abkürzung auf den Weg zur Perfektion" (Ansel Adams) => irgendwie erinnert mich der Satz auch an dich available, du betonst ja immer, dass du das
Maximum aus deinem Sensor herauskitzeln willst.
5. Ich werde mich jetzt wirklich hier ausklinken. Zuletzt werde ich einige Seiten hier verlinken, die ein wenig anspruchsvoller sind zugegeben. Vielleicht hat ja doch einer
Lust bekommen sich damit tiefergehend auseinanderzusetzen. Wenn auf diese Seiten hin jemand Lust bekommt weiterzudiskutieren, bin ich auch gerne wieder dabei.
Aber ich denke, wir sind jetzt an den Punkt gekommen, wo das nur Sinn macht, wenn man auch ein wenig Zeit und Gehirnzellen bereit ist zu investieren. Alle links
beziehen sich auf die Digitalfotografie.
Der 1. link ist eine Zusammenfassung aus dem oben genannetn Buch von Frye und noch sehr einfach verständlich:
http://www.outdoorphotographer.com/how- ... ystem.html" onclick="window.open(this.href);return false;
Hier links 2, schon ein wenig umfangreicher:
http://photo.tutsplus.com/tutorials/sho ... ne-system/" onclick="window.open(this.href);return false;
Hier link 3: ist auch noch recht kurz: hier wird aber deutlich, dass es vor allem um Pre-Visualisierung geht:
http://www.russellcottrell.com/photo/BTDZS/index.asp" onclick="window.open(this.href);return false;
Hier der beste link: da er auch weitere links anbietet, die tiefer gehen, auch Fragen zur Problematik des Histogramms werden hier und in den weiterführenden links
angesprochen:
http://dpanswers.com/content/tech_zonesystem.php" onclick="window.open(this.href);return false;
Ich bin mir sicher, dass das hier kaum einen mehr interessieren wird.
Und auch ich werde gewiss 95% meiner Bilder weiterhin mit Matrixmessung schiessen.
Mir ist aber klar geworden, wie die Belichtungsmessung arbeitet und welche Probleme damit verbunden sein können. Und nicht zuletzt: Ich nähre mich meinen Motiven auf andere Art und Weise: Ich ertappe mich dabei, wie ich schon jetzt - ganz am Anfang - sofort darauf aus bin die hellsten und dunkelsten Bereiche die bildwichtig sind mit meinen Augen anzuspotten um dann ein wenig nachzudenken. Ich wiederhole mich: Aber für mich hat es sich gelohnt und mit einigen Eselsbrücken (sunny 16-Regel und ähnliches) fühle ich mich zudem um Welten besser vorbereitet, wenn ich mal irgendwann eine analoge Kamera in die Hände bekomme.
Immer gutes Licht!
*** mat
Lumix GM1, Oly OMD 5 II; pan 7-14mm, pan 12-32mm, pan 14mm, Voigtländer 17,5mm, pan 20mm, pan 25mm f 1,4, oly 45mm, pan 100-300mm, oly 300mm f4; Sirui T-025X mit C-10X, Manfrotto 190 CLB, Benro KB-2; PS CS6, LR6, Nik