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Private Nahaufnahmen
mache ich fast ausschließlich mit Ad-Hoc-Aufbauten, also kein Studio. Als Hintergründe liegen bei mir 50x70 cm² Fotokartons in verschiedenen Farben vom örtlichen Papierhändler herum, die ich je nach Bedarf einfach aufrecht hinstelle und mit Blumenvasen oder Büchern gegen Wegrutschen sichere. Das geht sehr rasch und unkompliziert.
Licht habe ich genug mit mehreren externen, drahtlos gesteuerten Kompaktblitzen (4x Minolta 5600HS oder 8x Metz 54 MZ-4i) mit und ohne Softboxen. So kann ich ein Objekt von allen Seiten gleichmäßig und schattenarm beleuchten. Manchmal sind jedoch auch mal harte Schatten gewünscht. Dann kommen die Softboxen weg, und ein Blitz strahlt volle Pulle auf das Objekt.
Kleinflächige farbige Hintergründe bastele ich mir aus zufällig im Haushalt gefundenen Gegenständen, z.B. knalliges Rot von einer Patextube oder Blau von Akteneinlagen. Gelb hole ich mir von kleinen alten Kodachrome-Dia-Aufbewahrungskästchen. Grün ist immer heikel. Dafür habe ich mir mal im Baumarkt eine ganz gut passende Selbstklebefolie in Olivgrün besorgt und sie auf Pappkarton geklebt. Wer absolut totmattes Schwarz benötigt, findet im Baumarkt schwarze selbstklebende Veloursfolie. Vorzüglich, wenn es keine Reflexionen geben darf.
Als Aufnahmeplatz wird der Esstisch im Wohnzimmer umfunktioniert...
Als Stative dienen mir entweder ein leichtes Dreibein von Linhof mit Linhof-Kugelkopf oder das angelehnte Einbein von Monostat oder - wegen der kurzen Bilitzbelichtungszeiten - auch mal kein Stativ, also freihändig. Empfehlenswert für störrische Kleinobjekte ist die "
Dritte Hand von Hama"! Mit den Krokodilklemmen der "Dritten Hand" kann man die Widerspenstischen in beliebiger Lage fixieren.
Alle Fotos stets nur in RAW! Das erlaubt nachträgliche Korrekturen, falls mal die Belichtung und/oder der Farbton daneben lagen.
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Professionelle Auftrags-Nahaufnahmen
mache ich ausschließlich mit einem großen Aufnahmetisch von Novoflex (MagicStudio 80, 80x120 cm²) und bis zu 8 Metz 54 MZ-4i + Softboxen 60x60 cm² direkt beim Kunden. Der Vorteil ist die praktisch schattenlose Ausleuchtung, wie es der Auftraggeber zum leichten Freistellen der Objekte wünscht.
Je nach Objekt verwende ich als Unter- und Hintergrund das Weiß des Aufnahmetischs oder (bei Gläsern) schwarzen Fotokarton, was gerade bei Gläsern sehr gut kommt. Ich ziehe also mit vollgepacktem Auto mit allem Klimbim zum Kunden. Dann muss er die zum Teil sehr wertvollen Objekte nicht über die Straßen transportieren. Dafür dauern Auf- und Abbau eine Weile, weshalb ich bei mehrtägigen Arbeiten alles beim Kunden aufgebaut stehen lasse. Also auch hier kein festes Studio, sondern mobil und flexibel.
An Stativen muss ich hier einen größeren Aufwand treiben, wenn die Bildqualität stimmen soll. Als Grundstativ fungiert ein außerordentlich stabiles und flexibles Carbon-Dreibein von Gitzo (GT5541SGT) mit Kugelkopf ReallyRightStuff BH-55. Wegen der sehr kopflastigen Softboxen muss ich (leider) recht schwere Dreibeine mit entsprechend dimensionierten Köpfen als Lampenstative einsetzen. Das erschwert auch die Arbeit der Positionierung der Objekte, da alles sehr dicht zusammengerückt wird. Da muss man immer wieder die Blitze wegschieben.
Zum exakten manuellen Fokussieren (AF bei Leica R9 nicht vorhanden) benutze ich eine sehr starke LED-Taschenlampe (Lohenstein Coma) und auf 2x Vergrößerung umschaltbaren Winkelsucher. Der um 360° drehbare Winkelsucher ist unabdingbar, wenn man aus unmöglichsten Positionen heraus, zum Beispiel von einer Leiter, fokussieren muss.
Um den Spiegelschlag garantiert auszuschalten, fotografiere ich solche Sachen selbst bei Blitzlicht nur mit Spiegelvorauslösung.
Wichtig für die Farbtreue/Farbverbindlichkeit ist das (einmalige) Mitfotografieren einer Farbtafel (x-rite ColorChecker Passport) für das Kameraprofil der aktuellen Lichtsituation. Das hat sich bereits vielfach ausgezahlt, denn der einfache Weißabgleich reicht bei weitem nicht. Dieses Kameraprofil wird zu Hause vor der Nachbearbeitung mit der zugehörigen Software generiert und in AdobeCameraRAW (ACR) für alle Aufnahmen unter derselben Lichtbedingung eingebundenn und ergibt eine sehr genaue Farbreproduktion, was zum Beispiel bei Gemälden entscheidend wichtig ist.
Oups, das war ein langer Beitrag! Möge jeder etwas für sich davon herauspicken! Denn Nahaufnahmen bis zu Lupenfotos sind eine aufregend interessante Tätigkeit...

Viel Spaß beim Experimentieren mit kleinen (und großen) Objekten wünscht