K(l)eine Fotoschule- Motive sehen... offen

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Jock-l
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K(l)eine Fotoschule- Motive sehen... offen

Beitrag von Jock-l » Samstag 28. November 2020, 19:54

Mal ein bisschen den Schleier lüften, wie man sich an ein Thema oder Motiv heran- und abarbeitet, das dürfte für Viele ein interessanter Thread werden. Offen für alle schließt MFT und KB und Kompakte mit ein.

Meine Bitte- nicht nur Vorher-Nachher-Bild, sondern sofern noch erinnerbar den Weg der Auswahl/Bearbeitung beschreibend. Das ist vielleicht ein Aha-Effekt für Dritte mal etwas zu probieren bzw. eingetretene Pfade zu verlassen.
Motiv sehen, sich annähern/variieren, den besten Winkel erwischen, Arbeit mit Abstand und Hintergrund sehen (bzw. verstehen) lernen u.a.m. Danke ;)

Zum Auftakt eine kleine Auswahl.

Kamera: Lumix S5 mit adaptierten Leica R Elmarit 180mm/f2,8 wenn richtig erinnerlich Blende 3,5 oder 4.
Alternative Linse bei MFT: Oly 75mm (bei f1,8) oder Pana 35-100mm (bei Offenblende und 90mm Brennweite). Alle Bilder nur verkleinert /out of camera (ooc)- das letzte dann die finale Bearbeitung.

Bild
Das ursprünglich gesehene Motiv. Abstand Rosen nach hinten zum nächsten Strauch einige Meter. Das erste Bild mit zwei Aufhellungen oben li und re, gleichzeitg gewohntermaßen die Schärfe auf die vordere Blüte gelegt.
Die hellere Blüte wird von helleren Flächen im Hintergrund flankiert, dagegen sieht die linke Bildhälfte"ungefüllt"/unspannend aus.

Bild
Kleine Bewegung zur Seite und Abstand zum Zweig verändert- die in das Bild ragenden Aufhellungen im Hintergrund verschwinden. Schärfeebene jetzt auf die hintere Blüte gelegt, weil ich im manuellen Fokussieren sah, daß sich unten am Blütenstiel in der gleichen Schärfeebene (Blende 3,5 oder 4, Recht knapp bei KB ! ) ein paar Blattanteile und Zweiganteile befanden die ebenfalls Schärfe zeigen bzw. grenzwertig andeuten (der Zweig verläuft nicht zwingend parallel zur Objektivfront).

Bild
Tonwertkorrektur (egal welches Programm, diese Funktion ist elementar und in jeder Software enthalten) zeigt einen eher Stich zu Blautönen.

Bild
Bildbeschnitt unten und links- die Blüte erhält oben einen schmalen Rand mehr Platz (im Sinne der Aufteilung goldener Schnitt), links wird die so eher dominante Leere gemindert und es taucht ein mehr in Richtung spiegelblildliche Raumaufteilung anmutende Neuaufteilung auf...
Nach automatischen Tonwertabgleich nacheinander Aufruf der Farbanteile Rot, Grün und Blau und händische Nachsteuerung. Unter "RBG" dann leichte Aufhellung (statt1,00 zeigt das blau/aktiv unterlegte Zahlenfeld 1,09), okay. Dialog "Helligkeit/Kontrast" nur etwas Kontrast nachgeführt, weil ich das von mir verwendete Schärfescript und partielle Aufhellung kenne, daher entfällt ein gleichzeitiges Aufhellen/Abdunkeln und Sichtkotrolle was da im Bild passieren würde ;)

Bild
Fertige Bearbeitung. Es zeigt sich die Blüte und kleine Anteile des Blattwerks und Zweiges leicht aus der Mitte (exzentrisch) scharf, das bogenartige Hineinragen des Zweiges in das Bild setzt sich fort wo im Hintergrund diese schmale dunkle Fläche diesen "gedachten Bogen" bzw. Bewegung fortführt...

Bildspannung für mich, weil wir von Sehgewohnheiten/Sehpsychologie kommend DInge als positiv wahrnehmen, die von links unten ansteigend sind- ähnlich einer Aktienkurve, die einem Wert steigert. Nur hier spiegelbildlich diese Sehgewohnheit brechend ;)
Im bürgerlichen Leben ist Jürgen ein Allerweltsvorname, in Foren (oft vergeben) nutze ich Jockel in einer leicht veränderten Schreibweise -> Jock-l ;)
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Jock-l
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Re: K(l)eine Fotoschule- Motive sehen... offen

Beitrag von Jock-l » Samstag 28. November 2020, 20:29

Ein weiteres Beispiel- Schilfgürtel und Rohrkolben.

Kamera: Lumix S5 mit adaptierten Leica R Elmarit 180mm/f2,8 wenn richtig erinnerlich Blende 3,5.
Alternative Linse bei MFT: Oly 75mm (bei f1,8) oder Pana 35-100mm (bei Offenblende und 90mm Brennweite). Alle Bilder nur verkleinert /out of camera (ooc)- das letzte dann die finale Bearbeitung. ISO auch hier zwischen 4-800.

Bild
Oben am Bildrand noch Anteil des Seewassers im Hintergrund, dunkle Einprenksel mehr rechts als lins, natürliches Durcheinander aber vorn/ unten unvortelhaft wie ein Wischeffekt; hm Variation Kamera verschwenken.

Bild
Oben fehlt etwas, auch die Bögen des Grases sind unterbrochen, links unten der "Wischeffekt" immer noch da bzw. keine rechte Idee (Hochformat) um das auszugrenzen; also etwas weitergehen und die Sache mit Blick auf Fortsetzung des Schilfes im Hintergrund von der anderen Seite betrachten. Rechts waren mehr Lücken und Wasser sichtbar, der Schilfgürtel nach links gesehen dichter, homogener....

Bild
Der Kolben gefällt mir besser, steht wie ein Solitär in einem Meer von Blattsptzen. Links unten der schräge Halm läßt sich durch Beschnitt entfernen, die vordere Reihe der Schilfhalme scheint in der gleichen Schärfeebene, alles dahinter bildet einen gleichtonigen/farbigen Hintergrund.

Bild
Kleiner Schritt nach hinten, anderer/weiterer Bildwinkel, klein wenig. Wenn links etwas wegkommt, rutscht der kolben mehr Richtung Bildmitte, bleibt nicht "rechtsseitig" kleben.

Bild
Beschnitt, links und rechts ist kein Halm unmittelbar in Nähe zum Bildrand, oben links ist auch etwas Platz für dieses gedrehte Blatt geblieben.

Bild
Automatische Tonwertkorrektur- anscheinend passt das nicht unbedingt zur Kameraeinstellung von automat. auf bewölkt ;)
Die Farben erscheinen mir zu dunkel und etwas in Blau driftend.

Bild
Nach autom. TWK die Farbkanäle aufrufen, händisch nachsteiuern bis der Farbeindruck mit dem erinnerlichen/gesehenen Bild passt und Dialog abschließen.

Bild
Finale- neben dem Rohrkolben sind einige Blätter in derselben Schärfeebene und zeigen das unbändig Natürliche durch Drehungen/Drill der Blattspitzen. Im Hintergrund setzt sich der Farbkanon und Formen fort...
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Re: K(l)eine Fotoschule- Motive sehen... offen

Beitrag von eto » Dienstag 1. Dezember 2020, 14:32

Schöne Idee, Jürgen.
Ich frage mal ganz blöd - entsteht bei Dir jedes Bild aus so einer Bildreihe? Beurteilst Du die beschriebenen Details am Kamera-Display vor Ort? Oder hast Du die Reihen jetzt extra für den Thread gemacht und schaust dreimal mehr in den Sucher, bevor Du auslöst?
Interessierte Grüße
Tobi
--
eto ist Tobi
(früher mal) FZ100,
heute G6 & G81, "das übliche Lumix Standardglas", Samyang 7,5/3,5; Pentax 50/1,4 ; Panagor 90/2,8 Makro; Tokina 400/5,6
...und viel zu wenig Zeit zum Fotografieren...

mopswerk

Re: K(l)eine Fotoschule- Motive sehen... offen

Beitrag von mopswerk » Dienstag 1. Dezember 2020, 18:35

Bei mir isses so:
#1 Von einem Motiv mache ich ganz viele Aufnahmen/Variationen, und schaue mir das später am Rechner an. INsbesondere bei Makros, da dann jedes ins Bild sich reinschummelnde Objekt das Ergebnis versemmeln kann (zB Grashalme, die sich frech als Fotobombe vor das Hauptmotiv schieben ... die erkennt man meistens nicht auf dem Bild vor Ort ...)
#2 Am Rechner werden die technisch unzulänglichen Shots (Belichtung vemasselt, Fokus daneben gegangen, ...) gelöscht (Ausnahme: Unwiederbringliches)
#3 Dann wird pro Bild auf Verteilung Hauptmotiv / Hintergrund / Störendes geguckt
#4 am Schluß in der AUswahl bleiben dann ein paar Kandidaten über und daraus eine Handvoll ausgewählt.
Hier mal der Ausleseprozess in Bildern (Wachholderdrossel)
20201201_1830_36.jpg
Eines der Hauptmotive hier dann als fertig ausgewähltes Bild:
20200711_S_WachholderDrossel_09508.jpg
... man lernt mehr an den Bildern, die *nicht* funktionieren ...
PS: Die Drossel war aber auch sehr geduldig mit mir ...

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Re: K(l)eine Fotoschule- Motive sehen... offen

Beitrag von BerndP » Dienstag 1. Dezember 2020, 19:07

Hallo Henrik!
1 von 8. Das ist eine Quote, die ok ist, find ich!!
Gruß Bernd
Lumix-MFT-Kameras ("G" ergänzt 04.10.24, geändert 30.07.25) von klein bis groß, P + PL Linsen von 8 - 400, adapt. Pentax K 50/1.7, 135/3.5. Sony (A700, A58) + lichtstarke Minolta A Linsen. Analog im Schrank (RIP).

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Re: K(l)eine Fotoschule- Motive sehen... offen

Beitrag von mopswerk » Dienstag 1. Dezember 2020, 19:28

BerndP hat geschrieben:
Dienstag 1. Dezember 2020, 19:07
Hallo Henrik!
1 von 8. Das ist eine Quote, die ok ist, find ich!!
Da fehlen noch die gelöschten ;) ...

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Jock-l
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Re: K(l)eine Fotoschule- Motive sehen... offen

Beitrag von Jock-l » Dienstag 1. Dezember 2020, 20:07

Es waren keine für den Thread angedachten Bilder, das ergab sich so aus der Betrachtung nach Fotospaziergang und in Gedanken bei Erwins Problemstrecke, wo seine abendlichen Motive zu dunkel aufgenommen wurden... damit reifte die idee und Umsetzung folgte auf den Fuß.

Oft reicht ein Bild, fertig, aber wenn es mich nicht gleich zufriedenstellt geht das durchaus mit einer Übersicht lso und dann Variationen- selbst nach Jahren finde ich sehr oft in damalige Ideen zurück ! Und kann heute, mit mehr Erfahrung, vielleicht eine besser ausgearbeitete Version erstellen, weil sich Software bzw. mein Tummeln darin verbessert hat.

Wenn man sich austauschen möchte, ist das ja nicht wie bei einem Gespräch, wo man sein Gegenüber sieht und hört, Nuancen der Betonung heraushört etc. Das schwang ein bisschen mit- Bilder als Teilschritte, Dritten die Angst nehmend einfach mal mehr als zweimal auf den Auslöser zu drücken ;)

Leben ist kurz, Gelegenheit (bei familiären Anlässen beispielsweise) selten- da ist es gut einfach mal Anregung zu erhalten und zu selbst üben. Bevor wir wegen Corona und anderen Widrigkeiten unlustig werden ! Also hopp, mitgemacht- jeder hat seine eigene Herangehensweise, Erfahrung, Fragen. Hier zum Thema "Motive sehen" wohlgemerkt ;)
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Re: K(l)eine Fotoschule- Motive sehen... offen

Beitrag von eto » Freitag 4. Dezember 2020, 10:35

Danke Euch 8-) :idea:
Liebe Grüße & ein schönes Wochenende
Tobi
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eto ist Tobi
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Re: K(l)eine Fotoschule- Motive sehen... offen

Beitrag von Jock-l » Sonntag 6. Dezember 2020, 14:54

Ebenso ;)

Es gibt Dinge, die fuchsen so richtig, weil es nicht wirklich weitergeht.

Vor Ort mußte ich Zweige wegschieben oder ein gänzlich anderes Motiv/Aufbau akzeptieren, um wenigstens etwas bessere Stellung zum Licht zu haben ohne wirklich die Sonne mehr zur Bildmitte zu bekommen, heute sehe ich flächig Farbveränderungen auf der linken Seite...

Bild
Beim Original sah ich mehr Begrenzungen zur rechten oberen Ecke, wo ein Gebäude ins Bild geragt hätte, oben daß wenig Wasser oberhalb der Kolben war, also mehr "auf Zehenspitzen" die Kamera ausrichten und los...

Bild
Links etwas Beschnitt (im Seitenverhältnis bleibend), damit die prägnanten Rohrkolben weiter zur Mitte wandern, unten aufpassend daß durch falschen Beschnitt die Halme nicht frei hängend gezeigt werden.
DIe Aufhellung des Eises mehr in der unteren Bildmitte bringt das Licht flächig in eine Diagonale, kein alleiniger Schwerpunkt mehr auf der rechten Seite. Flächige Farbfehler oberhalb der geknickten Halme auf der linken Seite (diese Flächen waren eher blautonig) sind mehr an die umgebenden Flächen angepasst- allein die Flächenwirkung des Eises, das wirkt insgesamt verwaschen...

Am Ende ist das Ergebnis für mich eher zwiespältig- in RAW-EBV tiefer reparieren oder diesselbe Situation nochmals anstreben...
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