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von mikesch0815 » Mittwoch 13. September 2023, 10:03
Ich sehe viel Wunschdenken, insbesondere im Bereich: "Smartphone-User zu richtigen Kameras motivieren".
Meine Gedanken dazu:
Die meisten Fotos werden von Smartphone gemacht. Und die meisten Fotos werden auf Smartphonedisplays kurz betrachtet, wenige wohl länger als 3s. Die Smartphones der Oberklasse können zunehmend Fotos produzieren, die auch gehobeneren Ansprüchen genügen, die Ausschußrate wird von Generation zu Generation geringer. Kein anderer Bereich in der Fotografie entwickelt sich so rasant.
Die Bereitschaft, eine "richtige" Kamera zu erlernen, die Software zu erlernen (Lightroom classic ist ziemlich komplex und nicht in einer Woche zu erfassen) ist weitaus geringer als "wir" Amateure uns das erhoffen oder wünschen. Und zum Erlernen von "richtigen" Kameras tuts auch eine Kamera Mitte der 10er Jahre.
Die reine Bildqualität von Kameras hat sich seit ca. 8 Jahren nicht mehr wesentlich verbessert. Und das wäre der eigentliche Anreiz, vom Smartphone besessene Menschen auf die gute alte Digitalkamera zu locken. Und, siehe oben, die Smartphones holen massiv auf. Dazu hatte auch der Chef von Sony vor wenigen Monaten klar etwas gesagt.
Die Verbesserungen nun betreffen zunehmend Features, die nur noch spezielle Sujets ansprechen, im Falle von mFT wohl die Wildlife-Fotografie - hier hat das System das größte Potential und das wissen sowohl Panasonic als auch OM-Systems. Eine kleinere mFT Kamera mag für viele von uns; auch meinereiner, reizvoll sein, aber ich glaube nicht an große Absatzzahlen.
Und ob es einem nun zusagt oder nicht: Wenn man ernsthaft seine fotografischen Fähigkeiten erweitert, wird man irgendwann doch mal Kleinbild zusätzlich zu mFT hinzunehmen. Hier sind einfach die Gestaltungsmöglichkeiten etwas größer. Und mit einer S5II zusammen mit den 1.8er Primes-Set von Panasonic hat man gewichtsmässig und auch von den Kosten noch wirklich relativ überschaubare Dimensionen; aber um einige Bereiche weitreichendere Bildgestaltungsoptionen. Zusammen mit einer mFT Kamera im Rucksack und kluger Auswahl - Leute, sowas hätte man sich vor 10 Jahren nicht ausdenken können was geht.
Dann wäre noch das weite Feld der Software. Ich weiß nicht ob ihr es verfolgt, aber gerade dämmert es dem konservativsten Flügel der Fotografie (Landschaftsfotografen), daß man mit Topaz, DxO und Adobe hervorragend entrauschen kann. Zudem zeigt z.B. Panasonic, was Stabilisierung kann. Da könnte es eher einigen Stativherstellern eher Angst und Bange werden, als das man sich um mFT Sorgen machen sollte. Mit der KI kommen auch Vergrößerungs-Optionen an die Tagesordnung, die - neben dem gesamten Bildbearbeiten - auch Grenzen erheblich verändern.
Und wenn selbst ein kleiner Mathematiklehrer wie ich solche Gedanken hat, warum sollte die Firmenleitung von Panasonic anders denken? Die sind mit Smartphones gescheitert und wissen, da ist nix zu holen. Und so liebenswert eine untere Mittelklasse für Kameras sein mag, es bringt nicht die Kohle. Es gibt keine Absatzzahlen mehr wie vor über 10 Jahren. Dieser Zug ist abgefahren.
Fotografie ist wieder auf den Weg zurück wie vor der digitalen Zeit: Teure Geräte für ambitionierte Amateure und Profis, die für ihr Hobby gern Geld ausgeben (entweder weil sie damit besser fotografieren oder angeben können) und das Smartphone als neue Form der "Knipse" für die breite Masse. Zudem messen wir Amateure Fotos oft mehr Bedeutung zu, als sie wirklich haben.
Wenn ich auf Klassenfahrten bin und die jungen Leute mit den Phones "arbeiten" sehe, dann ist das einfach eine andere Welt. Die kümmert es nicht, was uns bewegt. Viel zu verkopft, viel zu träge, viel zu sehr auf nebensächlichen Dingen wie Pixelpeeping versessen.
Also, freu ich mich drüber: mFT ist am Leben, das Gehäuse der G9II ist wirklich ergonomisch vom feinsten, für spezialisierte Fotografie tut sich was, und ich hab alles, was mir gute Fotografie ermöglicht. Das einzige, was mich bremst bin wohl ich selbst.
so weit
Maico
S1RII, GX8, EM-10II(IRmod) und viel Glas - also viel Spaß!